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Mit den Toten leben
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Mit den Toten leben

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
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Am Wochenende bin ich auf dem Friedhof gewesen. Wie so viele Menschen in diesen Tagen, rund um Totensonntag. Einige haben erst vor kurzer Zeit jemanden verloren. Einen lieben Angehörigen, einen Freund. Andere gehen regelmäßig auf den Friedhof, auch wenn die Liebsten schon lange tot sind.

Am Grab der Großeltern

Dieses Mal habe ich das Grab meiner Großeltern besucht. Die alten Blumen waren verwelkt. Ich habe sie abgeräumt und ein Gesteck aus Tannenzweigen auf ihr Grab gelegt. Und: Ich habe mit ihnen geredet. Habe leise erzählt, wie es mir geht und den Kindern. Habe gesagt: Ich hoffe, es geht euch gut, da wo ihr seid. Und habe mich mit einem Kuss von ihnen verabschiedet, bis zum nächsten Mal.

Wenn ein Mensch gestorben ist, dann ist die Beziehung zu ihm noch lange nicht tot

Für mich ist das eine Form der Beziehungspflege, die mir guttut. Denn meine Erfahrung ist: Wenn ein Mensch gestorben ist, dann ist die Beziehung zu ihm noch lange nicht tot. Am Grab kann ich diese bleibende Beziehung pflegen. Auch an anderen Orten kann ich innerlich verbunden bleiben mit denen, die vorausgegangen sind. Als Christ glaube ich, ein Mensch ist nicht verloren, wenn er stirbt. Gott ist der tragende Grund von allem. Ich stelle mir vor, dass wir in Gottes Hand sind, gemeinsam, Lebende und Tote. Dadurch sind wir verbunden und bleiben es.

Die Menschen, die vor mir da waren, bleiben Begleiter in meinem Leben

Mir gibt das viel Kraft. Ich erlebe, dass ich nicht alleine bin. Die Menschen, die vor mir da waren, bleiben Begleiter in meinem Leben. Und wenn ich einmal gehen muss? Dann weiß ich schon jetzt, dass ich mit denen verbunden bleibe, die nach mir kommen. Denn wenn ein Mensch stirbt, ist die Beziehung noch lange nicht tot.

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