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Mach's gut - eine Aufforderung, Böses mit Gutem zu beantworten

Mach's gut - eine Aufforderung, Böses mit Gutem zu beantworten

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

"Mach’s gut", sag ich manchmal, wenn ich mich von jemandem verabschiede. Das ist so eine Redewendung. Ein Meteorologe, der abends im Fernsehen das Wetter für die nächsten Tage ansagt, tut es gelegentlich auch: Machen Sie’s gut, sagt er und verschwindet vom Bildschirm. In dieser geläufigen Redewendung liegt – vielleicht kaum bewusst – etwas versteckt eine Aufforderung: Machen Sie es gut! – Ja, was denn?

Ich höre im "Mach’s gut" nicht nur den Wunsch, dass es mir heute gut ergehen soll. Ich höre auch: Mach was Gutes aus dem Tag, tu etwas, das anderen gut tut. Wende etwas, das gerade nicht gut läuft, zum Guten. Doch das ist gar nicht so leicht – besonders, wenn es einen selbst betrifft. Kürzlich hat mir jemand einen Brief geschickt, in dem er kein gutes Haar an mir lässt. Ein Vorwurf reihte sich an den anderen, wann ich was falsch gemacht habe oder nicht getan hätte, was ich doch hätte tun müssen.

Was sollte ich tun? Zurückschreiben, widersprechen, richtigstellen oder umgekehrt anklagen? Als ich drauf und dran war, schriftlich zu antworten – mich hatte dieser Verriss schon tief verletzt – fiel mir dieses Gleichnis von Jesus, mit dem Splitter und dem Balken im Auge, ein. Jesus hatte gesagt: Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht. Das steht im Matthäusevangelium, Kapitel sieben, Vers 3. Das hat er offensichtlich so gemeint: Da fällt dir etwas auf, was der andere sagt oder tut. Das ist nicht gut und verletzt dich vielleicht auch. Das gleicht dem Splitter in seinem Auge. Doch bevor du genauso reagierst, denk daran: Vielleicht ist bei dir etwas ganz ähnlich, vergleichbar, vielleicht noch stärker, eben der Balken im Auge. Was heißt dann: Mach’s gut? Auf jeden Fall nicht: Zahle mit gleicher Münze zurück, gib’s ihm.

Denn dadurch, dass man Böses zurückgibt, wird nichts gut. Überwinde das Böse mit dem Guten steht in der Bibel (Matthäus 7,3). Doch wie soll das gehen? Ich war unsicher, wie ich auf den Brief, in dem ich schlecht gemacht worden bin, reagieren soll: Hingehen und den anderen zur Rede stellen, zurückschreiben, den Brief ignorieren? Mir fiel Folgendes ein: Ich habe einen Blumenstrauß in unserem Garten gepflückt und einen Kartengruß dazu gelegt. Darauf stand: Ich habe deinen Brief sehr aufmerksam gelesen. ich denke darüber nach; vielleicht können wir irgendwann mal darüber reden. Ob das gut war, weiß ich nicht. Etwas Versöhnliches bewirkt hat es bisher noch nicht.

Im Augenblick kann ich eigentlich nur abwarten, was daraus wird. Ich muss geduldig sein – auch wenn mir das schwer fällt. Ich neige mehr dazu, aktiv zu sein, etwas zu probieren, selbst etwas anzuzetteln, um Probleme zu lösen. Doch da gibt es auch Grenzen. Manchmal ist Geduld zu haben besser als nervös und hektisch zu handeln. \"In der Ruhe liegt die Kraft\" auch das weiß die Bibel.

Das habe ich schon erlebt, dass sich durch die Geduld und Beharrlichkeit etwas Böses zum Guten gewendet hat. Ich hoffe darauf, auch wenn es nicht immer so ist. Wenn ich also \"Mach’s gut!\" höre oder sage, bin ich aufgefordert, das Gute zu suchen und zu tun, sofern ich das vermag. Möglichst geduldig und beharrlich bleiben – bis sich dann doch Böses zum Guten wendet.

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