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Kopfarbeit, die auch „was fürs Herz“ ist
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Kopfarbeit, die auch „was fürs Herz“ ist

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor ein paar Wochen hab ich morgens einen rätselhaften Zettel im Briefkasten entdeckt: Auf ihm standen viele handgeschriebene Zahlen - in einer sorgfältigen Kinderschrift. Ab und zu wurden die Zahlenreihen von einem Smiley, einem Wort oder einem Fragezeichen unterbrochen.

Ich hab den Zettel wohl erst mal mit einem nicht sehr geistreichen Blick angeschaut. Denn eigentlich bin ich noch nicht ganz wach gewesen. Gerade hatte die angeordnete Corona-Isolation begonnen. Und es wartete meinem Gefühl nach ein Tag auf mich, für den es sich eigentlich gar nicht lohnte, das Gehirn einzuschalten: ein ziemlich leerer und gleichzeitig beunruhigender Corona-Tag halt. 

Aber dann hat sich bei mir doch was in meinem Hirn geregt. Ich hab gelächelt und mich näher mir dieser Botschaft befasst. Und mir ist dann auch recht schnell ein Licht aufgegangen: Die Zahlen standen offenbar für Buchstaben. Und so konnte ich schnell die Absenderin ermitteln: Es war die Tochter von guten Freunden aus der Nachbarschaft, die uns in verschlüsselter Form ein paar Rätsel schickte. 

Normalerweise treffen wir uns mit diesen Freunden alle paar Tage. Durch die Corona-Regeln hatten wir eigentlich gerade am Telefon festgestellt: Der Kontakt würde jetzt für eine Weile leider nicht sehr eng sein. Aber nach der Rätselpost im Briefkasten hat sich sogar gezeigt: Diese Freundschaft ist jetzt um eine schöne Facette erweitert worden. Für unsere Familie war es nämlich Ehrensache, schnell einen eigenen Rätselbrief in den Briefkasten der Nachbarn zu stecken. 

Seitdem gehen die Rätselbriefe hin und her. Unsere Familie knobelt mit Vergnügen gleich in doppelter Weise: Wir brüten über den Rätseln der Nachbarn. Und tüfteln an Aufgaben, mit denen wir ihnen umgekehrt ein vergnügliches Kopfzerbrechen bereiten können. Durch dieses Spiel fühlen wir uns mit ihnen besonders verbunden. 

Mir tut das spontane Rätselspiel in dieser schwierigen Corona-Zeit einfach gut. Und es spornt mich nicht nur zum Knobeln an: Ich fühle mich auch auf eine schöne Weise sensibler. Ich frage mich immer wieder: Wo kann ich jemand mit einer kleinen Botschaft eine Freude machen? Wo wäre es wichtig, mal wieder einen Kontakt aufzufrischen? Als Geste gegen den Corona-Koller, die allen Beteiligten gut tut.

 

 

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