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Kirche oder Bistro
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Kirche oder Bistro

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Eigentlich haben wir nur aus der Not eine Tugend gemacht. Aber das war richtig gut! Alles war aufgebaut -  im Garten rund um die Kirche: Tische, Bänke, der Grill, die Kaffeetafel fürs Gemeindefest. Aber dann endete der Gottesdienst in der Kirche nicht nur mit dem Segen, sondern mit großem Regen. Keiner wollte raus. Ist ja eigentlich, ein schöner Umstand für Pfarrer, wenn keiner aus der Kirche raus will!

Also musste alles rein. Und kurzerhand wurden einfach die Kirchenbänke umgerückt. Immer so, dass sich zwei gegenüberstanden. Je ein Tisch in die Mitte und fertig war es: aus der ehrwürdigen Kirche wurde ein Café. Die Bratwurst wurde an die Tische gebracht. Kaffeeduft, Kuchen und buntes Stimmengewirr erfüllten den Raum. Dazwischen spielende Kinder, der Stand mit Allerlei Gebasteltem für den guten Zweck und die Brass-Band hinter dem Altar. Jubel, Trubel, Heiterkeit.

Darf man das in einer Kirche? Dem Ort für Stille und Einkehr – das hat doch ein Geschmäckle! Wo kommen wir denn dahin?!
Klar braucht es Orte für Ruhe und Sammlung. Aber steckt nicht schon im Wort „Einkehr“ mehr als nur Innerlichkeit? Ich kehre eben auch in einem Gasthaus ein, stärke mich, und genieße die Gespräche beim Essen.
Jesus liebte das. Die Bibel ist voller Essensgeschichten. So voll, das man ihn einen „Fresser und Weinsäufer“ (Lukas 7, 34) nannte. Wo aber lässt sich besser über das Leben verhandeln und Gemeinschaft erleben, wie zu Tisch? Wie konnte Jesus besser Gottes Einladung an seine himmlische Tafel erlebbar machen, als schon hierzu feiern, was dort gilt: Gott liebt und lebt die Nähe zu uns! Das macht Jesus schmackhaft. Ihm hätte es in unserer Bistro- Caféhaus-Kirche gefallen. „Schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist!“, lädt die Bibel ein. Dann kann daran nichts falsch sein, wenn man in einer Kirche wortwörtlich auf den Geschmack kommt. Am Ende ist eher eine Not, wenn man so etwas in der Kirche nicht erlebt. Wo kommen wir denn dahin?!

„Na, da ham Se aber nich genuch gebetet und ihren Draht nach oben genutzt, Herr Pfarrer!“, hat einer an der Tür gestichelt als der Regen nur so auf das Pflaster klatschte und hochspritzte. Da habe ich ihn einfach nur sachte umgedreht und auf die vollen Kirchenbänke mit den essenden, lachenden und einander zugewandten Menschen gezeigt. „Ich hätte nicht besser beten können!“

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