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Hier ist kein WLAN
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Hier ist kein WLAN

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Ich segele mit 20 Jugendlichen durch die holländische Nordsee. Auf einmal der Schrei: „Hier gibt’s kein WLAN!“. Eigentlich klar: Wir segeln von Insel zu Insel. So richtig draußen, da gibt’s nichts. Nur Wasser, Wellen, Wind, Sonne oder Wolken und Salz in der Luft.

Die Jugendlichen, die  Dienst haben, sind an den Segeln oder bestimmen den Kurs. Steuern mit dem Skipper. Drei sind unten und bereiten das Essen vor. Andere ruhen sich auf Deck aus. Und da hält mir einer sein Handy vor die Nase mit dem Ruf: „Kein WLAN!“ Er ruft es so laut als ob er „Wir sinken!“ schreien würde. Manche grinsen. Weil sie´s auch schon gecheckt haben. Hier haben wir nur Wasser, Wellen und Wind. Kein WLAN. Kein Netz.

Bei Vortreffen vor Wochen hatten wir das den jugendlichen Seglern schon angekündigt. Wenn wir so richtig draußen auf dem Wasser sind, gibt’s keine Verbindung. Fotos werden wohl gemacht, aber gehen jetzt nicht raus. Nichts kommt rein. Das ist jetzt der Moment.

Dann schließe ich die Augen und genieße den Duft von Meersalz, spüre Wassernebel im Gesicht, halte meine Nase in den Wind. Die Segel stehen gut. Nichts knattert. Der Kurs ist gut eingestellt. Wir düsen dahin. 32 Meter. Schweres Boot. Es läuft trotzdem richtig schnell. Es ist gut, einfach den Moment zu genießen. Das was grad ist.

Solche  Momente sind für mich kostbar und machen Sinn aus. Sie will ich ganz bewusst  genießen, erleben, spüren, ohne sie festhalten zu wollen. Den meisten Jugendlichen geht es nach einer Weile auch so. Sie genießen das Spiel mit den Kräften der Natur auf dem Meer. Nur Wind gibt den Kurs vor. Das Segelboot rauscht dahin.

Ganz da sein können. Ohne nachzudenken, was dieser Moment bringt. Ich brauche ihn nicht verwerten oder festhalten. Das ist es. Das ist Leben.

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