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Führen heißt Dienen
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Führen heißt Dienen

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Wer sich für das Kleine zu groß fühlt, der ist für das Große zu klein.“ Diesen Satz zitiere ich immer mal wieder gerne, wenn sich Menschen, mit denen ich arbeite, zu schade dafür sind, auch kleine Dinge zu erledigen. Dinge, die vermeintlich unter ihrem Niveau liegen. Zum Beispiel die Arbeit mit Kindern im Schulunterricht oder in der Gemeindearbeit. Manche Erwachsene meinen, das „Kindergedöns“, wie es einmal Altkanzler Schröder nannte, sei nichts für Menschen mit einem hohen Ausbildungsniveau. Weswegen ja zum Beispiel auch Erzieherinnen schlecht bezahlt werden. Meine Erfahrung mit dem „Kindergedöns“ ist aber eine ganz andere: ich glaube: was ich Kindern nicht mit einfachen Worten erklären kann, das habe ich letztlich nicht verstanden, und dann sollte ich mich auch davor hüten, es hinter akademischen Wortphrasen scheinbar elaboriert in eine Diskussion zu hineinzubringen. Daher schätze ich die Arbeit mit Kindern in der Familie, der Schule und der Gemeinde sehr, weil man bei Kindern sehr schnell weiß, ob man etwas Schwieriges wirklich verstanden hat und auch weitergeben kann.

Den Kleinen kannst du nichts vormachen

„Wer sich für das Kleine zu groß fühlt, der ist für das Große zu klein.“ Das Zitat stammt von Jacques Tati, einem französischen Regisseur. Ich kenne Menschen, die gut theologisch ausgebildet sind, die sich aber zu schade dafür sind, Kindergottesdienste oder Unterricht in der Grundschule zu halten. Genau das Gleiche erlebe ich jedes Mal, wenn wir etwa beim Pfarrfest Bänke aufbauen, den Pfarrhof kehren oder wenn es darum geht, wer am Grill steht: Da gibt es dann immer Menschen, die sich für solche Arbeiten zu schade sind. Schade, denke ich dann: Und ich muss an einen Satz denken, den Jesus selbst einmal gesagt hat: „Wer bei euch groß sein will, der sei der Diener aller“ (Matthäus 20,26).

Schau hin und sei dir für nichts zu schade

„Wer sich für das Kleine zu groß fühlt, der ist für das Große zu klein.“ Für mich heißt das: Wer Führung übernehmen will, der sollte möglichst allen dienen, der sollte möglichst alle im Blick haben, sich empathisch in die anderen hineinversetzen können und anpacken. Der frühere Weihbischof von Limburg Gerhard Pieschl hatte sich für seine Bischofsweihe den Spruch ausgesucht: „Non recuso laborem“, das heißt frei übersetzt: Ich scheue keine Arbeit. Es soll ein Wort vom heiligen Martin sein. Und genau diesen Leitsatz erwarte ich von einer Führungsperson. Einer, der hinschaut und sich für nichts zu schade ist, einer, der sich bemüht, das Kleine gut zu machen und deshalb für das Große geeignet ist.

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