Eine Autopanne mit weitreichenden Folgen
Es gibt Ereignisse im Leben, die vergisst man nie. Ich zum Beispiel nicht die Panne mit dem VW-Bus im damals noch existierenden Jugoslawien. Der Wagen erreicht mit letztem Knatterton ein winziges Dorf in der Nähe von Zagreb, heute Kroatien. Drei junge Frauen und drei junge Männer steigen aus, ratlos. Sofort kommen Einheimische, begucken sich den Motor, diskutieren, wägen ab, versuchen zu kommunizieren mit den Deutschen. Fazit: Ein Teil des Motors ist kaputt, Ersatz gibt es vielleicht auf dem Schrottplatz 20 Kilometer weiter. Ein deutsch-kroatisches Expertenteam ist schnell gefunden. Die Männer kehren samt Ersatzteil zurück, die Reparatur wird dauern, bald wird es dunkel. Die Einheimischen finden, dass die drei Mädels auf keinen Fall im Bus schlafen können. Eine Familie räumt das Zimmer ihrer Töchter aus. Die werden zum Schlafen bei Nachbarn verteilt, damit die Deutschen behaglich in deren Stube übernachten können.
Die Gastgeber schlachten schnell ein paar Hühner, bereiten den Teig für Nudeln zu, ziehen den Tisch im Wohnzimmer aus, decken für 20 Personen. In der Bibel steht, dass Gott als fremder Gast kommt. Dass diejenigen selbst Gutes empfangen, die Unbekannte aufnehmen und freundlich bewirten. Ob die Leute in dem kroatischen Dorf das verinnerlicht haben? Ich weiß es nicht. Es wird jedenfalls ein lustiges Festmahl, mit sprechenden Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik. Am nächsten Morgen repariert das Expertenteam den Bus. Jeder Besucher bekommt eine große Tüte Obst als Proviant mit auf den langen Weg nach Hause. Das ist mehr als 40 Jahre her. Wir schreiben uns zum Geburtstag und zu Weihnachten, besucht haben wir uns auch schon. Es gab Huhn und selbstgemachte Nudeln. Die Oma von damals hat weniger Zähne, aber ein breiteres Lächeln.
