Die Kleinen als Helden sehen
Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf, die Kinder von Bullerbü, Kalle Blomquist oder Karlson vom Dach. Wer kennt sie nicht, die wunderbaren Kindergeschichten von Astrid Lindgren? Ich habe sie als Kind und auch als Jugendlicher immer sehr gerne gelesen und die Verfilmungen im Fernsehen gesehen. Und diese Geschichten faszinieren mich bis heute. Besonders begeistern mich an diesen Geschichten die Helden. Ist ja auch klar. Sie sind ja das Reizvolle an und in den Geschichten. Bei den Erzählungen von Astrid Lindgren gibt es aber eine Besonderheit: Ihre Helden sind stets Kinder. Wahrscheinlich fesseln sie mich deswegen so. Spielen doch sonst die Kinder in unserer Gesellschaft oft nur eine Nebenrolle. Sie müssen sich meist nach den Erwachsenen richten. Die Helden in den Erzählungen von Astrid Lindgren, Pippi, Kalle, Michel und wie sie alle heißen – sie zeigen uns Erwachsenen auf bestimmte, lustige und auch sehr kreative Art und Weise, dass sie als Kinder auch etwas zählen; dass sie als Kinder auch ihre Wünsche und Träume leben wollen.
Für ihre Literatur hat Astrid Lindgren heute vor 40 Jahren den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Als Religionslehrer kommt mir bei dem Gedanken an die Kinderromane von Astrid Lindgren natürlich ein Ausspruch Jesu in den Sinn: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich!“ (Mt 19, 14). Jesus weißt seine Jünger zurecht, die die Kinder von ihm fernhalten wollten. Jesus macht seinen Jüngern deutlich, dass ihm die Kinder ganz viel wert sind. Gerade die, die für klein und unwichtig gehalten werden, liegen ihm ganz besonders am Herzen. Sie sind bei ihm ganz groß. Sind sozusagen die „Helden“ im Reich Gottes. Für mich ein Aufruf, die in unserer Zeit „Kleinen“, am Rand Stehenden, oft nicht Beachteten mit anderen Augen zu sehen, nämlich als die wahren Helden.
