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Der Mensch: „Fast wie ein Gott“ – Verantwortung für die Schöpfung
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Der Mensch: „Fast wie ein Gott“ – Verantwortung für die Schöpfung

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Noch zwei Tage – dann beginnt Weihnachten ‒ das Fest, das an die Geburt Jesu erinnert. Es ist mehr als die Geburt eines Menschen: „Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst Du uns Menschen so nah!“ jubelt ein Lied, das in der Weihnachtszeit gesungen wird. Der Beter des 8. Psalms fragt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ Und dann folgt eine Beschreibung, die einem den Atem verschlägt: Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Der Mensch ‒ nur ein bisschen niedriger als Gott, das hat Konsequenzen. Der 8. Psalm benennt sie so: „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.“ Der Mensch als Krone der Schöpfung. Es ist der Mensch, der sich die Schöpfung untertan macht: Wilde oder gezähmte Tiere nennt der Psalm. Letztlich ist die ganze Natur gemeint, ob Tier, ob Pflanze, Luft, Erde und Wasser.

Zweieinhalbtausend Jahre ist dieser Psalm alt – die Menschen damals werden ihn anders gehört haben als wir heute: Damals machte der Mensch immer wieder die Erfahrung, dass er der Natur hilflos ausgesetzt war. Gewiss, er konnte Tiere zähmen, auch Tiere töten – für seinen Lebensunterhalt und seine Nahrung. Seine Herrschaft über die Schöpfung, die Gott ihm anvertraut hat, konnte er noch nicht voll entfalten. Auch heute müssen wir erleben, dass die Natur stärker ist als der Mensch. Die Erdbeben des Jahres 2016 in Italien sind dafür nur ein Beispiel. Dennoch haben sich die Verhältnisse aufs Ganze gesehen geändert: Die Spuren der Herrschaft, die der Mensch über die Natur ausübt, und ihre negativen Folgen sind unübersehbar: Klimawandel, Artensterben – man spricht von unserer Epoche auch vom „Anthropozän“, von einem Erdzeitalter, das der Mensch unumkehrbar prägt ‒ auch so, dass sich die Folgen gegen den Menschen selber richten.

Nur wenig geringer als Gott soll der Mensch sein. Will der Mensch in dieser ihm zugewiesenen Rolle nicht scheitern, so sollte er auf Gott schauen: Auf Gott den Schöpfer, der seine Schöpfung gut geschaffen hat, der sie erhalten will – und den Menschen dafür mit in die Verantwortung nimmt. Die Weihnachtsgeschichte zeichnet ein Bild, wie das gelingen kann: Der Mensch wird uns im freundlichen Miteinander in und mit der Natur, mit den Geschöpfen vorgestellt: Das Kind in der Krippe, seine Eltern, Ochs und Esel, die Hirten mit ihren Schafen. Ein Weihnachtsglück, das über die Feiertage andauern möge: Frieden auf Erden soll auch zwischen Menschen und der Schöpfung gelten! Der Mensch – nur wenig niedriger als Gott, aber zugleich ein Teil der Natur.

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