Demokratie ist anstrengend
Am Sonntag haben wir die Wahl – Bundestagswahl. Mitbestimmen ist anstrengend. Ich muss mir eine eigene Meinung bilden und bin hinterher mit verantwortlich für das, was dabei herauskommt.
Demokratie ist mühsam, auch wenn nicht Bundestagswahl ist. Ein Betrieb mit 50 Leuten will umziehen. Die bisherigen Räume passen nicht mehr zu dem, was die Firma macht. Der Chef will aber nicht einfach top down entscheiden, wohin der Laden umzieht. Er beteiligt seine Mitarbeiter. Die letzte Entscheidung liegt bei ihm. Aber vorher soll jeder seine Meinung sagen können. Alle besichtigen die Häuser, die für den Umzug in Frage kommen. Die Diskussionen in der Firma ziehen sich in die Länge. Die einen Kollegen wollen dies, die anderen das. Eine junge Mitarbeiterin stöhnt: „Kann der Chef nicht einfach entscheiden? Das wäre viel leichter.“
Klar, top down, ein Ordre di Mufti von oben geht schneller. Man erspart sich die Auseinandersetzung. Die ersten Christen haben es anders gemacht. Die hatten auch Streitfragen zu entscheiden: Sollen wir nur hier in unserer Heimat in Jerusalem und Galiläa von Jesus erzählen oder auch draußen bei den Römern, Griechen und Germanen, also bei den sogenannten Heiden? (Apostelgeschichte 15)
Die Frage hat die Christen damals gespalten. Aber sie haben den Konflikt nicht gelöst, indem sie gesagt haben: Einer soll ein Machtwort sprechen. Petrus oder einer der anderen, die von Anfang an bei der Jesusbewegung dabei waren, soll entscheiden, damit endlich Ruhe ist. So haben es die ersten Christen nicht gemacht. Sie haben sich zusammengesetzt, gestritten und schließlich einen Kompromiss gefunden. Nämlich: Heiden herzlich willkommen! Aber vergesst nicht, woher der Glaube an Jesus ursprünglich kommt. Mitbestimmen können ist besser, als dass andere über mich entscheiden. Darum gehe ich am Sonntag wählen.
