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337. Todestag von Konstantin dem Großen

337. Todestag von Konstantin dem Großen

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Mit ihm verbindet sich die Geschichte eines Traums: Es war am Abend vor der entscheidenden Schlacht. Ein Zeichen sei ihm im Schlaf erschienen, zwei Buchstaben, einer in Form eines großen X, ein weiterer ein großes P. Er habe die griechischen Buchstaben Chi und Rho rasch erkannt und die Abkürzung identifiziert: Chi und Rho, das sind seit alters die Buchstaben des Christusmonogramms. Chi und Rho stehen für Jesus Christus.

Und dann war da eine Stimme. „In hoc signo vinces“, soll sie in bestem Latein gesagt haben: In diesem Zeichen wirst du siegen. Konstantin setzt auf die Traumkarte. Er lässt Feldstandarten mit dem Christusmonogramm anfertigen – und siegt tatsächlich. Jetzt ist er wirklich Kaiser. Mit ihm siegt die noch immer junge Religion: Von nun an, so die Chronisten, geht es mit dem Christentum aufwärts. Konstantin erlaubt und fördert die Glaubensgemeinschaft. Es beginnt eine Wachstums- und Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Heute vor fast 1700 Jahren, am 22. Mai 337, starb der römische Kaiser.

Die alte Legende, der Traum des Kaisers: Nicht nur aus historischen Gründen sind da Zweifel angebracht. Unabhängig davon, ob die Geschichte korrekt überliefert worden ist, stellen sich Fragen. Warum muss die Religion, die sich auf den Mann aus Nazareth, den großen Verkünder der Nächstenliebe beruft, unbedingt als kriegstauglich dargestellt werden? Und war nicht die Förderung des Glaubens durch den römischen Staat so etwas wie die Ursünde des Christentums? Begann nicht der Weg zur Staatskirche, zur Bevormundung, mancherorten bis hin zum Gesinnungsterror und zur körperlichen Gewalt, genau hier?
Konstantins Traum – vielleicht war das eher ein Albtraum. Es bedeutet eben nicht für alle etwas Gutes, wenn sich religiöse und weltliche Macht verbünden. Wenn die eine die andere stützt und fördert. Dabei wäre Kontrolle, Mahnung und wechselseitige Kritik möglich und nötig. Staatliche Macht muss ebenso gezähmt und kontrolliert werden wie geistliche Macht. Die Botschaft von der Nächstenliebe nämlich stellt beide in Frage. Und jedes andere Handeln auch.

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