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Wer Gott dient, dem dienen die Engel
Bild: Enrique Meseguer/Pixabay

Wer Gott dient, dem dienen die Engel

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Gibt es eigentlich den Teufel? Die Frage muss erlaubt sein am ersten Sonntag der Fastenzeit, der Passionszeit. Es gab zwar in diesem Jahr keine ausgelassene Karnevalszeit, aber eine Passions- und Fastenzeit gibt es schon - wenn man sie haben will. Und viele wollen ja: entweder, weil sie abnehmen möchten, oder weil sie wieder Verzichten lernen wollen auf Süßes, auf Tabak oder andere Dinge. "Sieben Wochen ohne Blockaden" heißt dieses Jahr die Fastenaktion der evangelischen Kirche. Möge sie unseren Geist von Blockaden befreien, wo wir doch äußerlich von so vielem blockiert sind und vielleicht Etliches noch lange nicht dürfen, weil es zu gefährlich ist für die Gesundheit aller.

Gibt es eigentlich den Teufel?

An der Zukunft ist noch manches unklar. Das lähmt auch. Andererseits ist mehr Zeit zum Nachdenken über das Leben - und über das Gute und Böse. Gibt es eigentlich den Teufel? Und wenn ja, wie sieht er aus? Wo begegne ich ihm womöglich? Und was mache ich dann?

In unserer Sprache ist der Teufel allgegenwärtig, vermutlich manchmal auch, wenn wir selber sprechen. Alle diese Ausdrücke sind alltäglich und in vieler Munde. Wir sagen:

Zum Teufel noch mal / in Teufels Küche kommen / in Dreiteufels
Namen / Hol dich der Teufel / der Teufel ist los / Mal‘ den Teufel nicht an die Wand / Bist du des Teufels? / einen Teufel werde ich tun / auf Teufel komm raus / das Geld ist zum Teufel / es müsste mit dem Teufel zugehen / scher dich zum Teufel

Ganz schön viel Teufel, nicht wahr? Und vermutlich hat jeder und jede von uns den Teufel schon im Munde geführt. Gibt es ihn also? Oder gibt es ihn, weil es Menschen gab wie den Teufelsgeiger Nicolò Paganini, den Italiener, der so gut spielen konnte, dass manche Zuhörer es nicht fassen konnten und dachten, Paganini habe den Teufel im Leib?

Musik - N. Paganini Capricen op. 24 Nr. 1

Hat der  Geiger Paganini den Teufel im Leib?

Paganini wurde von seinem Vater zum Üben gezwungen. Wenn er nicht gut genug geübt hatte, bekam er nichts zu essen. Das ist grausam, beinahe schon teuflisch. Später dann erfand Paganini Griffe auf seiner Geige, die kaum ein Mensch spielen konnte außer ihm selber. In Italien und Deutschland wurde man auf ihn aufmerksam bei seinen Konzertreisen. Er "verhexe" seine Zuhörer, hieß es damals; und: er sei wohl mit dem Teufel im Bunde. Das sagt sich leicht: mit dem Teufel im Bunde. Man hat dann etwas zu schnell und knapp eine Erklärung für Erlebnisse, die man sich sonst nicht erklären kann.

Was bedeutet das Wort Teufel?

Aber so einfach ist das nicht mit dem Teufel - so einfach macht er es uns nicht. Das Wort Teufel bedeutet zunächst einmal "Widersacher" und "Verleumder". Beide Mal ist ein "Gegen Gott sein" gemeint. Der Teufel ist so etwas wie der Gegenspieler Gottes. Gott ist gut, der Teufel ist böse. So einfach ist das. Sprachlich.

Im Leben ist es dann nicht mehr so einfach. Da kann der Teufel auch ganz schön gut sein.

Musik - N. Paganini Capricen op. 24 Nr. 1

Die Rolle des Teufels in der Versuchungsgeschichte Jesu

Der Teufel kann ganz schön gut sein und es richtig gut mit uns meinen, scheinbar. Das erlebt Jesus in einer Geschichte aus dem Evangelium des Matthäus (Kapitel 4). Jesus ist gerade getauft worden im Jordan, von Johannes dem Täufer. Ein Moment für die Ewigkeit war das. Und dann erklang auch noch eine Stimme direkt aus dem Himmel, die gesagt hat: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Eine große, ja, eine gewaltige und einzigartige Auszeichnung ist das.

Kurz darauf begegnet Jesus, der Sohn Gottes, dem Teufel, dem Versucher. Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski hat gesagt: Wenn diese Geschichte nicht in der Bibel stünde, müsste man sie erfinden. So schön ist sie. Und sie erzählt die reine Wahrheit über den Teufel und uns Menschen.

Auf dem Weg zur großen Wahrheit in dieser Geschichte beantwortet Matthäus zunächst die Frage, die beantwortet werden muss und die Jugendlichen, aber auch Erwachsenen immer wieder auf der Seele liegt: Gibt es eigentlich den Teufel? Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: Ja, es gibt den Teufel.

Manchmal kommt er von irgendwoher - keiner weiß woher - tritt auf uns zu und will etwas von uns. Jesus ist ja überhaupt nicht überrascht, als der Teufel kommt. Er ist nicht erschrocken und läuft auch nicht weg, sondern antwortet geradeheraus auf alles, was der Teufel ihn fragt oder zu ihm sagt. 

Jesus und der Teufel streiten miteinander

Außerdem ist der Teufel sehr bibelfest. Jesus und der Teufel streiten heftig miteinander, ihr Streit bleibt aber bei Worten. Erst sagt der Versucher: Wenn du Gottes Sohn bist, dann mach doch aus diesen Steinen hier Brot. Das weist Jesus zurück und sagt: Wir brauchen zwar Brot, aber ebenso auch Gottes Wort. Dann sagt der Teufel zu Jesus: Stürz dich vom Tempel; vertrau doch deinem Gott. Auch das weist Jesus zurück und sagt, man solle Gott nicht unnötig versuchen. Zum Schluss kommt noch die Machtfrage, die liebste Frage des Teufels. Er sagt: Ich gebe dir alle Reiche der Welt, wenn du mich anbetest. Auch darauf hat Jesus eine Antwort: Ich bete nur Gott an; ich diene nicht mir, sondern ihm allein.

Der Teufel geht; an seine Stelle treten Engel

Dann befiehlt Jesus dem Teufel zu verschwinden, was dieser auch tut, nachdem er den Streit und vor allem die Machtfrage verloren hat. Der Teufel geht; an seine Stelle treten Engel. Jesus hat den Streit gewonnen. Aber, wer weiß, vielleicht kommt der Teufel ja bald schon wieder und der Kampf um die Macht beginnt von vorne.

Musik - G. Tartini Violinsonate g-Moll, Teufelstriller-Sonate, 3. Satz: Andante

Der Teufel versucht uns

Es gibt also den Teufel, erzählt Matthäus in seinem Evangelium. Und der Teufel macht immer das Gleiche, er v e r s u c h t immer das Gleiche: Er will, dass wir nur ihm gehören. Er will, dass wir Gott vergessen und ihm gehören. Er lockt und v e r s u c h t, uns auf seine Seite zu ziehen. Der Teufel lockt immer mit Macht. Er verspricht uns Macht und Einfluss und Reichtum, also alle Herrlichkeit auf Erden und ein gutes Gewissen noch dazu, wenn wir Gott vergessen und damit auch vergessen, was Gott will. So steht es in der biblischen Geschichte. So hat es Jesus erlebt und zuletzt gewonnen, weil er sich nicht locken ließ und den Versuchungen nicht nachgab.

Klingt das nicht seltsam in unseren Ohren?        

Es kann sein, dass dies alles heute ein wenig seltsam in unseren Ohren klingt. Das macht aber nichts. Wir hören das erst einmal so, wie es da steht. Dann fällt bald etwas auf - und zwar das, was nicht da steht. Es steht nicht da, woher der Teufel kommt; es steht nicht da, wie er aussieht, wo er schließlich hin geht oder wo er wohnt. Und weil das alles nicht da steht, ist es offenbar nicht wichtig.

Es ist wohl nicht wichtig, wie der Teufel aussieht und ob er wirklich eine Person ist mit Händen, Füßen, Gesicht oder Hörnern.
Es ist viel wichtiger, dass es diese Verlockungen gibt und die Versuchungen, die plötzlich irgendwoher kommen und uns das Leben leicht machen wollen, wie sie behaupten. Nur das ist in der Geschichte bei Matthäus wichtig: dass es Reize und Versuchungen gibt, die uns führen wollen und verführen sollen. Das ist ein Teil der Wahrheit, die diese Geschichte erzählen will. Und es erzählt sich leichter, wenn man Teufel sagt und vielleicht dieser Gestalt auch noch ein Gesicht gibt mit Hörnern, einem Pferdefuß und wer weiß was noch.

Teuflisches in mir

Vielleicht ist es in Wahrheit aber einfach so, dass es etwas Teuflisches in mir selber gibt, in jedem Menschen; etwas, das uns versucht mit den immer gleichen Mitteln: Ihr bekommt alles, was ihr wollt, wenn ihr nur Gott vergessen könnt. Wenn Ihr Euch bei allem im Leben nur auf Euch selber besinnt im Sinne von: Ich zuerst. Wir zuerst. Alle Macht und Herrlichkeit - nur für uns.

Musik - G. Tartini Violinsonate g-Moll, Teufelstriller-Sonate, 2. Satz: Allegro

Vergesst Gott

Alles bekommt Ihr; alles, was Ihr wollt, wenn Ihr nur Gott vergessen könnt und Euch selber im Leben immer an die erste und die vielleicht einzige Stelle setzt. Genau das versucht der Teufel nämlich immer wieder. Oder, wenn ich es nun etwas vorsichtiger sage - genau das versucht das manchmal Teuflische in uns immer wieder: Gott zu vergessen, weil es mir dann angeblich besser geht. Ich soll vergessen, wer die Welt erschaffen hat, die Tiere, die Pflanzen, die Menschen. Ich soll vergessen oder will vergessen, warum ich auf der Welt bin, warum ich lebe, arbeite und mit Menschen zusammen bin. Und schließlich soll ich einfach vergessen, dass Jesus lebte, liebte und litt, damit Menschen in ihrer Not noch zu helfen ist - und wie es Jesus gelang, sein Vertrauen zu Gott nicht zu verlieren, noch nicht einmal in Todesnot.

Der Teufel sagt: Vergesst Gott, kümmere dich um dich

Ich soll - kurz gesagt - vergessen, dass ich in meinem Leben immer auch Verantwortung für andere habe; Verantwortung für die Menschen, die mit mir leben, in der Ferne und in der Nähe.

Dann geht es Euch gut, versucht das Teuflische in uns zu sagen. Vergesst Gott, Gottesdienst und Gebet, die Fürsorge für andere - dann geht es Euch gut! Vergiss andere Menschen und kümmere Dich nur um Dich, sagt die Verlockung. Sorge Dich um nichts als nur um Dich selber! Nimm und genieße jede Macht, die du bekommen kannst! Dann geht es Dir gut und Du hast alles und Du bist alles; und in alledem bist Du dann auch noch ganz und gar sorgenfrei.

Und das ist dann - die Hölle.

Musik - G. Tartini Violinsonate g-Moll, Teufelstriller-Sonate, 4. Satz: Allegro

Die Hölle ist: Jeder kümmert sich um sich

Die Hölle ist: Jeder und jede kümmert sich nur noch um sich selber. Das ist die größte Versuchung auf Erden für Jüngere und Ältere: Sich nur noch um sich selber kümmern in der Schule, in der Familie, unter den Bekannten, bei der Arbeit und in den Kirchengemeinden. Das ist wirklich die Hölle. Jesus muss das gewusst haben oder zumindest geahnt haben; er steht ja erst am Anfang seiner kurzen Tätigkeit auf Erden. Und weil er es geahnt hat - und er selber ja auch nicht frei war von Versuchungen - hat er dem Teufel in der Wüste eine mächtige Abfuhr erteilt, knapp, eindeutig und so, dass sie uns bis heute angenehm und deutlich in den Ohren klingt: Du sollst nicht Dich anbeten - Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen. (Matth. 4, 10)

Und das ist der Himmel     

Das ist dann - der Himmel.

Und jetzt kommt die Wahrheit, wegen der diese ganze wunderbare Geschichte bis heute erzählt wird; eine Wahrheit, die ich Ihnen leider nicht mal eben auf die Schnelle beweisen kann. Das macht aber nichts. Denn was ja viel besser ist: die Wahrheit erweist sich jeden Tag im Leben und hat sich auch schon erwiesen sowohl in Kleinigkeiten als auch in allerhöchster Not. Wenn sogar ein vom Leben schwer geprüfter Mensch wie Fjodor Dostojewski - von sich selber geprüft und versucht, aber ebenso von Machthabern und Unbekannten - wenn also dieser viel versuchte Mensch sagen kann, dass diese Geschichte, wenn es sie nicht schon gäbe, erfunden werden müsste, dann ist die Wahrheit wohl schon erwiesen - und ich kann sie Ihnen einfach so weiter sagen, wie sie hier geschrieben steht. Sie heißt: Wer Gott dient, dem dienen die Engel. Wer das erste Gebot nicht aufgibt, die werden auch von Gott nicht aufgegeben. Wer nicht allein sich selber dient und keinen anderen Göttern, denen wendet sich Gott zu.

Der Himmel auf Erden beginnt, wo wir Gott anbeten         

Der Himmel auf Erden beginnt mit der Anbetung des einen Gottes. Gott antwortet mir dann: Du bist ein Mensch unter Menschen. Nimm dich deiner Schwestern und Brüder an, soweit es Dir möglich ist. Wer Gott anbetet, will auch den anderen dienen.

Musik - G. Tartini Violinsonate g-Moll, Teufelstriller-Sonate, 1. Satz: Largo

Gibt es den Teufel? Ja, eindeutig. Vermutlich hat er keine menschliche Gestalt mit Hörnern, Pferdehuf und einem Dreizack. Das ist auch nicht wichtig. Wichtiger ist, dass es teuflische Versuchungen gibt, die da heißen: Vergiss Gott und die Fürsorge für andere. Kümmere Dich nur um Dich. Nutze alle Deine Macht. So lockt das Teuflische auf den Weg zur Hölle auf Erden.

Der Himmel auf Erden beginnt mit der Anbetung des einen Gottes: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Schon gar nicht Dich selber. Nimm Dich bitte deiner Schwestern und Brüder an, soweit es Dir möglich ist. Wer Gott anbetet, kann dann nicht mehr anders, als anderen zu dienen.

Aber selbst dann, wenn wir zu Gott beten - die Versuchungen werden wir leider wohl niemals los. Immer wieder wird etwas oder jemand den Versuch machen, uns zu beeinflussen - und will erreichen, dass wir Macht und Einfluss in die eigenen Hände nehmen und alleine uns selber dienen. Das klingt immer verlockend, wenn uns versprochen wird: Kümmere Dich nur um Dich, dann geht es Dir wirklich gut.

Gott dienen schenkt Leben

Es ist aber ein - teuflischer - Irrtum. Die Wahrheit ist das genaue Gegenteil: Gott allein dienen gibt Leben. Wer sich mit dem ganzen Leben der Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen bewusst bleibt, denen wird Gott dienen.

Wer Gott dient, dem dienen die Engel.

Engel sind Menschen, die vor Liebe leuchten.

Musik - Felix Mendelssohn-Bartholdy: "Denn er hat seinen Engeln befohlen"

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