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Rosenkranz-Gebet
Bild: milczewsky

Rosenkranz-Gebet

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Für viele klingt er nur wie ein Herunterleiern von Gebeten. Der Rosenkranz – ein Gebetsmarathon aus 60 Gebeten: dem Glaubensbekenntnis, dem Vaterunser, dem Ave Maria. Aber für viele katholische Christinnen und Christen ist er gerade jetzt im Oktober wieder wichtig. Seit dem Mittelalter beten ihn unzählige Menschen jeden Tag, und auch ich bete in zuweilen, etwa wenn ich am Bett einer totkranken Frau stehe und ihr die Kommunion bringe, oder manchmal beim Autofahren, oder wenn ich jemand beerdige, oder auch wenn ich Bammel vor etwas habe: Dann greife ich auf das zurück, was viele ältere Katholiken noch auswendig können: den Rosenkranz.

Sich fallen lassen in die Arme der vertrauten Gebete

Eine Schnur mit 59 Perlen und einem Kreuz: Bei den kleinen Perlen bete ich das Ave Maria. Bei den großen Perlen bete ich das Vaterunser. Beim Kreuz das Glaubensbekenntnis. Gebete, die ich auswendig weiß, Gebete, die mir in Fleisch und Blut übergegangen sind, Gebete, die ich laut beten kann und bei denen meine Gedanken zu allem möglichen abschweifen können. Ich bete, und meine Gedanken fließen. Ich sehe etwa die Frau auf dem Sterbebett vor mir und weiß, dass sie innerlich mitbetet, sie hat kaum mehr Kraft die Lippen zu bewegen. Beim „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“, - einem Zwischentext - versucht sie zitternd ein Kreuzzeichen auf die Brust zu machen. Ich weiß, sie ist ganz dabei, sie betet mit mir, im Rosenkranzgebet hat sie Heimat. Über der Eingangstür hängt ein Bild einer schwarzen Madonna, die einen Rosenkranz in der Hand hat. Dort schaut die sterbende Frau immer wieder hin. Mit Maria findet sie Trost.

So fühle ich mich sicher und aufgehoben

Bei solchen Begegnungen spüre ich, welche Kraft das Rosenkranzgebet hat, das ständige Wiederholen der bekannten Gebete: Ave Maria, Vaterunser, Glaubensbekenntnis. Rosenkranzbeten ist ein Daheim-Sein. Die vertrauten Gebete geben Sicherheit. Ich brauche nichts selber zu erfinden, zu leisten, mir klug auszudenken. Und ich bekomme ein Gefühl, wo ich hingehöre im Glauben. Zum dreieinigen Gott, zu Maria, zur Kirche. Manche Menschen findet das altmodisch, fromm, kitschig. Ich nicht. Der Rosenkranz ist immer schon das Gebet des Volkes, der ganz normalen Leute gewesen. Gerade im Mittelalter konnten viele Menschen nicht lesen, da lernten sie eben die Grundgebete auswendig und wiederholten sie. Jesus selber hat das Vaterunser allen Christen ans Herz gelegt. Die Betrachtung des „Gegrüßet seist du Maria“ - schildert das Leben Marias und dem, was sie mit Jesus erlebt hat: Wenn es heißt: Jesus der für uns Blut geschwitzt hat, dann denke ich an das, was die Frau im Sterbebett vor mir durchmacht, und sie sieht sich womöglich selbst darin. Wenn ich auf dem Friedhof bete: „Jesus der von den Toten auferstanden ist“, dann denke ich daran, dass trotz allem Leiden dieses Leben nicht alles ist. Der Rosenkranz hilft mir durch die immer wieder gleichen Gebete über mich selbst nachzudenken. Ich bete ihn gern: den Rosenkranz, nicht nur im Monat Oktober.

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