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Pflanzt Gärten!
Kerstin Riemer/Pixabay

Pflanzt Gärten!

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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„Ich will endlich mein altes Leben zurück!“ Das  habe ich in letzter Zeit wegen der Corona-Krise oft gesagt. Das geht nicht nur mir so: Wenn sich das Leben ungewollt durch äußere Umstände verändert, fühle ich mich fremd, auch mitten in der Heimat. Vielleicht auch fern von Gott. Was mir Sicherheit gegeben hat, gilt nicht mehr.

Die Verschleppung der Israeliten nach Babylon

Die Frage „Wann habe ich endlich mein altes Leben zurück?“ haben sich auch Menschen aus dem Volk Israel vor 2500 Jahren gestellt. Das wird im Buch des Propheten Jeremia in der Bibel erzählt. Die Armee der Babylonier hatte die Hauptstadt Jerusalem erobert und Tausende Einwohner nach Babylon verschleppt. Nun wohnen diese Verschleppten im Exil. Sie haben Sehnsucht nach der alten Heimat. Nach ihrem alten Leben. Sie fühlen sich fern von Gott, weil sie weit weg sind von ihrem Gotteshaus in Jerusalem. Einige sagen sogar: „Unser Schicksal ist eine Strafe Gottes.“

„Suchet der Stadt Bestes!“

Dagegen hat der Prophet Jeremia damals energisch protestiert. Er hat den Menschen in Babylon einen Brief geschrieben, um sie zu trösten. Mit einem Gruß von Gott. Er schreibt: „Suchet der Stadt Bestes!“ (Jeremia 29,7) Diese Aufforderung war vermutlich schwer anzunehmen. Ich soll für die fremde Stadt das Beste suchen?

Der Rat des Propheten Jeremia

Jeremia meint jedoch: Ihr könnt euch nach dem alten Leben sehnen und gleichzeitig das Beste aus eurer Lage machen. Gott ist da. Mit seiner Hilfe könnt ihr das machen, was gerade möglich ist. Ihr könnt tun, was ihr auch in eurer alten Heimat tun würdet. Jeremia rät: „Baut Häuser und wohnt darin! Pflanzt Gärten! Heiratet und bekommt Söhne und Töchter!“Und übernehmt Verantwortung dafür, wie es weitergeht. Deshalb schreibt er: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie. Setzt euch ein für den Frieden und das Wohlergehen der fremden Stadt, in der jetzt lebt.“

Für heute heißt das: die Krise annehmen

Für heute übersetzt, für die Corona-Zeit heißt das: Sie als Krise annehmen und Verantwortung übernehmen. Das bedeutet für mich zuerst: Noch immer ist es wichtig, die Corona-Regeln einzuhalten. Um andere und mich selbst zu schützen. Gleichzeitig nehme ich die in den Blick, die jetzt Hilfe brauchen. Auch indem ich für die bete, die besonders unter der Krise leiden. So, wie Jeremia geschrieben hat: Betet für die anderen. So könnt ihr Gott finden. Zu jeder Zeit und an jedem Ort.

Jeremia gibt Hoffnung

Der Prophet Jeremia macht darüber hinaus Hoffnung: Es kann alles wieder anders werden. Am Ende des Briefes schreibt er von der Hoffnung, dass die Gefangenschaft in Babylon zu Ende gehen wird. Und tatsächlich kam es so: Irgendwann war damals das Exil vorbei und die Menschen konnten zurück nach Jerusalem.

Auch in der Corona-Krise ist Gott da

Noch ist die Corona-Krise nicht vorbei. Doch auch jetzt ist Gott da. Ich finde ihn vielleicht  nicht als den, der mir sofort mein altes Leben zurückgibt. Aber als den Gott, der mich tröstet und mir Mut gibt, zusammen mit anderen jeden Tag das Beste aus der Krise zu machen.

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