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Kriegsgräber
Pixabay/Erich Westendarp

Kriegsgräber

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt
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Ein Sommertag auf dem Mannheimer Hauptfriedhof. Ich stehe vor einem großen Grabstein. Viele Männernamen sind dort eingraviert. Die meisten von ihnen Anfang 20. Gefallene aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Junge Männer aus Mannheim. Die Stadt hat ihnen ein Denkmal gesetzt. Gefallen für den Sieg Deutschlands über den damaligen Erzfeind,

Die Gräber des Erzfeindes liegen in der Nähe

Ganz in der Nähe eine fast unscheinbare Grabanlage. Kleine rote Sandsteine stehen in einem Halbkreis. Auch hier stehen Männernamen drauf und Lebensdaten. Sie sind offensichtlich mühsam in den Sandstein geritzt worden. Die Namen sind Französisch. Gefallen fast zur gleichen Zeit.

„Jean, Jacques und Luc, sie liegen begraben in Mannheim auf dem Friedhof. Da stehen ihre Namen.“

Ich weiß nicht, wo genau diese Männer mit den französischen Namen gestorben sind und warum sie hier beerdigt wurden. Aber sicher starben sie im gleichen Krieg. Ich stelle mir ihre Kameraden vor, die für diesen Grabplatz gesorgt haben. Sie haben sich Mühe gegeben, die Toten ordentlich zu bestatten. Es berührt mich, ihre Namen zu lesen. Ich stelle mir vor, wie die Überlebenden nach Frankreich zurückgekommen sind und den Familien sagen konnten. „Jean, Jacques und Luc, sie liegen begraben in Mannheim auf dem Friedhof. Da stehen ihre Namen.“ Ein kleiner Trost für Verwandte. Die Erinnerung an sie wird dort bewahrt.

Erinnern verbindet

Erinnern ist nicht nur eine persönliche Sache. Erinnern verbindet. Gerade bei Kriegsdenkmälern ging es dabei vor allem um die Stärkung eines nationalen Gemeinschaftsgefühls. Die Mannheimer sind früher am sogenannten Sedantag, am 2. September, auf den Friedhof gegangen und haben gemeinsam den Sieg Deutschlands über Frankreich gefeiert. Die Trauer der Familien trat dabei in den Hintergrund.

Heute ist ein anderer Blick möglich

Heute ist ein anderer Blick möglich. Ein Blick über nationale Grenzen hinweg. Da sind zwei benachbarte Grabanlagen. Beide erinnern an Männer, die als Opfer des gleichen Krieges gestorben sind - sehr jung! Beide Grabanlagen haben den Familien vielleicht Trost und einen Ort zum Trauern gegeben um ihren Sohn, Bruder oder Vater. Jeder der Toten ein Mensch in seiner Weise einzigartig.

 Es gibt Versöhnung

Gemeinsam Trauern ist eine Chance, um alte Feindschaft zu überwinden. Erinnerung verbindet. Zwischen Deutschland und Frankreich ist da längst viel erreicht. Das lässt mich hoffen: Es gibt Versöhnung.

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