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"Hauptsache, Arbeit!"

"Hauptsache, Arbeit!"

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main
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So viele Menschen haben in den letzten Wochen, während der Corona-Pandemie, um ihren Arbeitsplatz gebangt, ihn manchmal auch verloren. Andere sind bis heute in großer Bedrängnis, haben finanzielle, existenzielle Sorgen. Ein Freund  hat mir dieser Tage gesagt: „Hauptsache, ich habe Arbeit“ – er muss zwar Abstriche machen, muss seinen angestammten Arbeitsplatz aufgeben, aber er hat etwas – wenn auch Berufsfremdes – gefunden. „Hauptsache, ich habe Arbeit“, hat er mir gesagt.

Sonntag - der Ankerplatz für deine Seele

Die Bibel weiß von Anbeginn: Der Mensch muss von seiner Hände Arbeit leben. Sie beschreibt auch, dass es mit Mühe und Plage verbunden ist, sein Brot zu verdienen, eine Familie satt zu bekommen. Ja, die Tauben fliegen niemandem in den Mund. Und trotzdem hat die Bibel dem Menschen noch eine weitere Perspektive mitgegeben: einen Tag, der frei von Sorge sein soll. Einen Tag, der nicht der Mühsal unterstellt ist, der eine Ahnung von Freiheit und Befreiung ins Herz senkt. Der Sabbat – bis heute für den gläubigen Juden der Samstag. Im Christentum ist es der Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu, ein Tag der Hoffnung.

Innehalten und aufatmen

Heute können die meisten durchatmen. Heute können wir uns von Lasten und Pflichten befreien und der Hoffnung hingeben, zu der wir Menschen berufen sind: Wir sind zur Heiligkeit berufen – und wenigstens an diesem einen Tag in der Woche dürfen wir eine Ahnung davon bekommen. Wir dürfen aufatmen, können ablegen, können feiern und frei unseren Weg gehen.

Für mich gehört der Gottesdienst zum Sonntag dazu. Auch wenn wir momentan nicht ganz so freudig feiern können – Singen und die Orgelmusik, die Begegnung mit Freunden… all das macht mich froh und dankbar. Es stärkt mich, wenn ich morgen wieder in den Alltag eintauche.

Von Gott geliebt und frei

Heute nehme ich dankbar wahr, dass ich versorgt bin, dass ich einen Platz habe, wo ich hingehöre. Morgen wird der Alltag wieder anderes in den Vordergrund stellen: Arbeit, Pflichten. Aber heute kann ich mich festmachen in der Hoffnung. Es bleibt die Ahnung: Ich bin von Gott geliebt und zur Freiheit berufen. Das feiere ich heute.

Eine alte Volksweisheit meiner Oma geht mit mir durchs Leben - und ich finde, da ist was Wahres dran: „Mögest du immer Arbeit haben, für deine Hände etwas zu tun, aber möge der Sonntag der Ankerplatz für deine Seele sein.“

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