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Ein stiller Cäcilientag?
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Ein stiller Cäcilientag?

Andrea Weitzel
Ein Beitrag von Andrea Weitzel, Katholische Schulseelsorgerin und Religionslehrerin, Hanau

Meine Gitarre steht seit Monaten unbenutzt in der Ecke. Sonst habe ich sie regelmäßig mitgenommen, um an meiner Schule mit der einen oder anderen Klasse zu singen. Jetzt verstaubt mein Instrument. Die derzeitigen Vorgaben schränken das gemeinsame Singen stark ein – und ich stehe voll dahinter. Zu Hause ist das Singen jedoch auch während der Pandemie möglich. Und manchmal tue ich das. Dann schmettere ich den einen oder anderen Song ziemlich laut durch das Haus. Das tut gut, aber umso mehr merke ich in diesen Momenten: Mir fehlt das Singen mit anderen!

Was anderen Musikerinnen und Musikern fehlt, nehme ich im Gespräch mit befreundeten Künstlern wahr: Alle vermissen ihre Auftritte, den damit verbundenen Nervenkitzel und schließlich den Applaus. Bei manchen mangelt es an Motivation, etlichen an Einnahmequellen. Jede Initiative zur Unterstützung der Kultur- und Kunstszene in diesen Zeiten ist daher wichtig.

Verändert haben sich auch die kirchenmusikalischen Veranstaltungen. Während die Kirchenmusik an manchen Orten nahezu verstummte, entwickelten sich andernorts ganz neue Initiativen: So wurden Proben auf Abstand getestet, Online-Konzerte übertragen, kleine Ensembles fanden zueinander. Sie gingen unter den aktuellen Gegebenheiten ganz neue Verbindungen ein und stiften mit ihrer Musik gerade jetzt Gemeinschaft.

Den eigenen Weg innerhalb sich einschränkender Möglichkeiten weiterzuverfolgen – ich meine – dies hätte der Hl. Cäcilia auch gefallen. Cäcilia ist die Schutzpatronin der Kirchenmusik und darüber hinaus aller, die Orgeln spielen und bauen, Instrumente herstellen, musizieren, singen und dichten. Und morgen, am 22. November, ist ihr Gedenktag.

Zu ihrer Funktion als Patronin der Kirchenmusik ist die Hl. Cäcilia eher aufgrund eines mittelalterlichen Übersetzungsfehlers gelangt. Ihre Lebensbeschreibung aus dem 5. Jahrhundert berichtet, wie sie auf dem Weg zu ihrer Hochzeit zum Klang der Instrumente in ihrem eigenen Herzen Gott lobte und sang. Ein innerliches Singen war das also, aus dem im Lauf der Zeit ein pures Singen zum Klang der Instrumente wurde.

Allein daran zeigt sich: Es gibt unzählige ausgeschmückte Geschichten, Legenden, zu ihrem Leben. So soll Cäcilia im 3. Jahrhundert in Rom geboren worden sein. Von ihren Eltern wurde sie dem jungen Valerianus versprochen. Diesem soll sie in der Hochzeitsnacht eröffnet haben, dass sie sich einzig Gott versprochen habe und in Jungfräulichkeit leben würde. Anders, als man es vielleicht eher erwarten würde, zeigte sich Valerianus tief beeindruckt von der Zielstrebigkeit seiner Braut. Er stimmte ihr zu und ließ sich taufen. Später ebenso sein Bruder und viele weitere, die Cäcilia vom Glauben an den christlichen Gott überzeugen konnte. Da dies alles während der Christenverfolgung durch die römischen Kaiser stattfand, starb Cäcilia schließlich den Tod als Märtyrerin.

Doch die Geschichtlichkeit des Lebens der Hl. Cäcilia bleibt umstritten. Fakt ist, wer in Rom durch das Viertel Trastevere schlendert, kann dort die ihr geweihte Kirche entdecken. Und spätestens ab dem 6. Jahrhundert wird der 22. November als Cäcilientag gefeiert.

Der morgige Cäcilientag wird einer der stillen. Die sonst üblichen Kirchenkonzerte und Vereinsfeiern fallen aus.

Aber wie die Hl. Cäcilia dem nachzuspüren, wovon das eigene Herz voll ist und im Kleinen miteinander zu teilen – das ist möglich! Darin liegt immer die Chance, einander ein Stück tiefer kennenzulernen

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