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Der Kirche trauen?

Der Kirche trauen?

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Das Vertrauen ist dahin. Sexualisierte Gewalt und Finanzskandale, Selbstherrlichkeit und ein Geschlechterverständnis, das vielen Menschen nicht mehr einleuchtet: Die Katholische Kirche steckt – nicht nur hierzulande – in einer tiefen Krise. Noch ist es „nur“ eine spirituelle, eine Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise. Es ist absehbar, dass daraus eine Überlebenskrise wird. Bis 2060, so jüngst eine Studie, wird die Mitgliederbasis rapide bröckeln, werden die finanziellen Möglichkeiten eng. Selbst Bischöfe mahnen Veränderungen an, verwenden eine Sprache, die noch vor kurzem undenkbar schien. Der Machtmissbrauch stecke in der DNA der Kirche, sagte etwa der Hildesheimer Bischof Willmer. Alles muss auf den Prüfstand.

Einen synodalen Weg, so heißt das im Kirchendeutsch, wollen die katholischen Bischöfe gehen. Veränderungen sollen angegangen werden. Was das heißt, weiß bislang kaum jemand. Was als Aufbruchssignal gemeint war, könnte zu einer weiteren Etappe des Vertrauensverlustes werden. Weil der Ankündigung kein wirklicher Aufbruch, keine spürbare Veränderung folgt. Weil Erwartung, weil Hoffnung enttäuscht wird.

Lange gehörte dabei gerade das zum Potential der Kirche: Ihre unangepasste Langsamkeit, ihre Bedächtigkeit und ihre Resistenz gegenüber dem immer schneller werdenden Zeitgeist. Wo Menschen und Gesellschaften atemlos dem nächsten Trend hinterherlaufen, steht die Kirche für das Ewige. Für das, was bewahrt zu werden lohnt, was bleiben soll.
Heute zeigt sich: Vieles von dem, was bewahrt werden sollte, verdient es gar nicht bewahrt zu werden. Strukturen der Bevormundung. Des Machtmissbrauchs. Der geistlichen, körperlichen und sexuellen Gewalt.

Es zeigt sich aber auch, wie anspruchsvoll die Botschaft Jesu ist, auf die sich die Kirche beruft. Selbst die Kirche versagt vor ihr. Dabei war diese Botschaft so einfach: Dient einander, hatte er gesagt. Esst miteinander. Teilt Brot und Wein.
In der Kirche wird diese Botschaft bis heute bewahrt. Gelebt wird sie nicht immer. Das Teilen des Weins ist sogar ziemlich aus der Mode gekommen. Vielleicht könnte man damit einfach schon einmal beginnen?

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