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Der christliche Herzschlag Europas
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Der christliche Herzschlag Europas

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Die Idee ist letztes Jahr entstanden. Die Röders aus dem Frankfurter Nordend waren es leid, auf dem Sofa zu sitzen und zuzuschauen. Nach der Brexit-Entscheidung und nachdem in Ungarn Zäune gebaut worden waren, hatten sie das Gefühl, dass Europa langsam vor die Hunde geht.

Die Röders und ihre Freunde wussten, dass sie nicht die einzigen sind, die so denken. Aber irgendwie war diese andere Haltung nicht sichtbar, nicht erkennbar in der Öffentlichkeit. Und schon war ihre Idee geboren. Wir gehen auf die Straße, demonstrieren für Europa! Europa hat eine Zukunft, Europa muss bleiben! In nur wenigen Wochen ist aus ihrer Idee eine große Bewegung geworden. Tausende von friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten ziehen sonntags auf Straßen und Plätze und schwenken die blauen Europafahnen.

„Pulse of Europe“ – „der Puls Europas“, das gibt es längst nicht mehr nur in Frankfurt, sondern auch in Kassel oder Darmstadt, in vielen anderen Städten, in anderen europäischen Ländern. Die blauen Fahnen werden trotzig hochgehalten. Daniel Röder ruft bei „Pulse of Europe“ in Frankfurt ins Mikrofon: „Wir wollen zeigen, dass wir Demokraten mehr sind als die, die lauthals schreien, sie seien das Volk!“

Es gibt in Europa starke Gegner der Europäischen Union. Übermorgen, am 23. April, wird der französische Staatspräsident gewählt. Und später dann im Herbst 2017 ist Bundestagswahl in Deutschland. In beiden Fällen werben auch stramme Nationalisten um Stimmen. Die wollen die Europa-Uhr zurückdrehen und die eigenen nationalen Interessen über alles setzen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass so viele Menschen sonntags auf die Straße gehen. Das, was in vielen Jahrzehnten aus verschiedenen Nationen gewachsen ist, ein großes friedliches Miteinander über alle Ländergrenzen hinweg, das soll nicht von solchen Nationalisten gefährdet werden.

Bei „Pulse of Europe“ habe ich auch viele Christinnen und Christen getroffen. Und ist das ein Wunder? Der christliche Glaube ist doch schon immer grenzüberwindend gewesen. Er ist über Griechenland und Rom und die Britischen Inseln nach Deutschland gekommen. Hat locker alle Schlagbäume hinter sich gelassen und verbindet Menschen europa-, ja weltweit. Ich denke, so gesehen ist der Puls Europas auch ein sehr christlicher Herzschlag.
 

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