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Berührt sein - an Leib und Seele
Bild: Valter Cirillo/Pixabay

Berührt sein - an Leib und Seele

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
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Sie strahlt über das ganze Gesicht. Sie strahlt, weil ich sie berühre. Meine demente alte Mutter. Im Pflegeheim lebt sie. Nach langen Monaten habe ich es gewagt: Ihr zärtlich über den Arm gestreichelt. Erstmals wieder ihre Hand gehalten. Und sie strahlt.

Das hat so gefehlt: Die Hand halten. Über die Wange streicheln. Ein Kuss auf die Stirn. Berührung eben.

Corona hat es verhindert. Über Monate galt: Kein Körperkontakt. Abstand. Maske.

Besuche waren nur eingeschränkt möglich

So war das: Besuche nur eingeschränkt möglich. Jedes Mal ein Schnelltest. Mundschutz tragen. Dann sitze ich im Besucherzimmer. Hinter einer Plexiglaswand. Meine Mutter wird im Rollstuhl gebracht. Wir sitzen uns gegenüber. Getrennt durch die Scheibe. Winken uns zu. - Sie versteht das nicht. Das mit dem Virus. Warum ich immer diese Maske trage. Ihr nicht die Hand gebe. Keinen Kuss. Bei Begrüßung und Abschied. - Gott sei Dank ist das vorbei.

Jetzt sind Mutter und Sohn geimpft

Beide sind wir geimpft. Jetzt berühre ich sie wieder. Lasse sie spüren: "Ich bin da. Bei dir." Die körperliche Zuwendung tut gut.

Berührung ist Zuwendung

Die Demenz trennt uns. Die Berührung bringt uns zusammen. Wir halten uns an der Hand. Sind beieinander. Berührung ist Zuwendung. Ist eine Brücke der Nähe. Der Liebe und Gemeinschaft. Die brauchen wir als Menschen. Wir sind darauf angewiesen. Von Anfang an. Bis zum Ende des Lebens.

Ich bin für dich da

Ich bin dankbar, dass ich meine Mutter wieder "berühren" kann. Sie so spüren lassen kann: Ich bin für dich da. Ob meine Worte sie in ihrem Innersten erreichen weiß ich manchmal nicht. Da will ich darauf vertrauen, dass Gott ihr Herz berührt und wärmt. Und ihre Seele zum Strahlen bringt. Gott schenke auch mir dieses Berührt-Sein. Ich habe es genauso nötig.

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