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Beim Friseur
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Beim Friseur

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Wenn ich mir etwas Gutes tun will, dann gehe ich zum Friseur. Beim Friseur habe ich Zeit. Da muss ich nichts tun. Ich setze mich auf einen Stuhl und warte, dass mir etwas Gutes getan wird. Beim Friseur geht es mal nicht um meine Arbeit, nicht um meine Kinder oder die vielen Dinge, die alle noch zu tun sind. Es geht um mich. Und mir wendet sich jemand freundlich zu. Ich genieße es, wenn meine Friseurin mir die Haare wäscht, sie wieder in Form bringt und föhnt. Jedes Mal gehe ich erholt und vielleicht ein Stückchen größer wieder nach Hause.

Und das tut gut.

Manchmal glaube ich, Jesus ist das ähnlich gegangen. Damals, als eine Frau zu ihm gekommen ist. Sie hat ihm zwar nicht die Haare gewaschen, sondern die Füße. Sie wendet sich ihm zu. Sie hat Zeit. Sie berührt ihn, nimmt ihre kostbarste Salbe und tut ihm etwas Gutes. Einmal geht es nicht darum, dass noch so viel getan werden könnte, um die Welt zu retten. Einmal geht es nur um ihn.

Jesus sagt danach: Die Frau hat mir etwas Gutes getan. Und da Jesus zu der Zeit schon von Gegnern verfolgt wird und ahnt, dass er sterben muss, sagt er noch: Sie hat mich für mein Begräbnis gesalbt.

Die Jünger sagen. Dann hätte man es doch auch lassen können. Denn die gute Tat ändert nichts– aber auch gar nichts – an der Todesgefahr, in der Jesus schwebt. Jesus entgegnet: Ihr versteht das nicht.

Und ich denke, er meint: Es hat sich nämlich doch etwas geändert: Jesus ist gestärkt aus dieser Begegnung herausgegangen. Denn Zuwendung tut gut. Und wir alle brauchen sie – nicht nur beim Friseur.

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