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Wer bist Du geworden?
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Wer bist Du geworden?

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
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„Wer bist du geworden?“, so möchte ich fragen. Meine ehemaligen Mitschüler. Denn mit denen treffe ich mich. Anlässlich unseres 50-jährigen Abiturs. Wir haben uns lange nicht gesehen.

Ganz verschiedene Lebenswege haben wir eingeschlagen. Lehrer, Arzt, Heilpraktikerin, Sozialarbeiter…. Die beruflichen Orientierungen waren sehr unterschiedlich. Ein katholischer Priester und ich, der evangelische Pfarrer, sind auch dabei.

 „Wer bist du geworden?“. Das interessiert mich. Ich hoffe, ich traue mich diese Frage zu stellen. Leichter ist zu fragen: „Was hast du gemacht? Wozu hast du es gebracht?“  Dann kann der andere – wie vor Jahren in der Sparkassen-Werbung – auftrumpfen: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“

Aber das interessiert mich nicht. Nicht, dass ich Angst habe, neidisch zu werden – aber das habe ich im Leben gelernt: Entscheidender als das, was einer materiell vorweisen kann, ist mir, was er an Menschlichkeit aufzuweisen hat. Wie er mit anderen umgegangen ist.

Und natürlich interessiert es mich, wie es mit dem Glauben an Gott steht. Bei meinen ehemaligen Klassenkameradinnen und –kameraden. Ist der Glaube auf der Strecke geblieben? Ist er bedeutsam geworden? Kommt Gott noch vor? Auf der Zielgrade unseres Lebens? 15 waren wir in unserer Klasse. Als wir die Schule verlassen haben. 12 sind wir noch. 3 von uns bereits verstorben.

„Wer bist du geworden?“ Wie antworte ich, wenn ich so gefragt werde. Vielleicht so: „Ein Mensch mit Brüchen und Blessuren. Vor Manchem bewahrt. Mal mehr. Mal weniger. Oft beschenkt. Habe versucht, Glück weiterzugeben. Für andere da zu sein. Freue mich, wenn ich helfen kann. Und habe immer noch Hoffnung und Gottvertrauen. Dass das so bleibt, darum bete ich.“ 

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