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Siebenschläfer und der liebe Gott
Bild: Joe/Pixabay

Siebenschläfer und der liebe Gott

Marcus Vogler
Ein Beitrag von Marcus Vogler, Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land
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Wenn das Wetter heute schön ist, können Sie sich freuen – zumindest, wenn man der Bauernregel glaubt: „Wie das Wetter am Siebenschläfertag, so es sieben Wochen bleiben mag.“ Ob das meteorologisch stimmt, sei dahingestellt. Aber der Name „Siebenschläfer“ hat viel mehr zu bieten als nur Wetterprognosen.

Der Siebenschläfertag geht zurück auf eine alte Legende. Diese erzählt von sieben jungen Christen in Ephesus, die im 3. Jahrhundert verfolgt wurden. Um ihr Leben zu retten, versteckten sie sich in einer Höhle – und schliefen dort durch ein Wunder Gottes rund 200 Jahre. Als sie wieder erwachten, war alles anders: Die Christen wurden nicht mehr verfolgt, sondern waren frei. Natürlich wissen wir: Historisch ist diese Geschichte schwer zu belegen. Aber das Entscheidende ist ihre Botschaft.

Eine Geschichte, die Hoffnung macht

Es ist eine Geschichte voller Hoffnung: Manchmal verändern sich die Dinge – auch wenn wir es nicht mitbekommen. Im übertragenen Sinn kennt wohl jeder diese Momente: Zeiten, in denen scheinbar nichts vorangeht. In denen ich innerlich „schlafe“ – weil Angst, Zweifel oder Resignation mich lähmen. Aber: Auch in solchen Phasen wächst etwas in der Tiefe. Und manchmal braucht es nur einen kleinen Impuls, um wieder aufzuwachen – ins Vertrauen, ins Handeln, ins Leben.

Mehr als eine Wetterregel

Für mich ist der Siebenschläfertag eine Einladung: Nicht nur auf das Wetter zu schauen, sondern auf die eigene innere Wetterlage. Wo darf etwas neu aufwachen? Wo schlummert etwas in uns, das noch nicht an die Oberfläche kommen konnte? Gott wirkt auch in dem, was noch verborgen ist. Der Glaube schläft nicht. Und manchmal wachen wir auf – und staunen, was sich alles verändert hat. Der Siebenschläfertag ist mehr als eine Wetterregel. Er ist eine Einladung zum Vertrauen: Auch wenn wir nichts sehen, nichts spüren – Gott ist da. Und vielleicht wird das, was heute noch wie Stillstand wirkt, morgen schon der Anfang von etwas ganz Neuem.

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