
Wunder und Wärme
Sie bettelt. Sogar am Sonntag. Es ist nicht viel los in der Stadt. Vielleicht ist es zu kalt. Die Frau aber steht da mit ihrer Blechbüchse. So richtig da ist sie aber nicht. Es ist ihr eher peinlich. Sie schaut nervös hin und her. Ihre Kleidung wirkt, als gehöre sie nicht zu ihr. Sie will betteln und vielleicht auch nicht.
"Wissen Sie - für Sie sind es Euro. Für mich ist es ein Wunder und Wärme."
Während ich auf sie zukomme, geht mir das alles durch den Sinn. Dabei greife ich in meine Tasche und spüre Münzen. Ich zähle nicht. Es könnten fünf Euro sein. Die werfe ich in ihre Büchse. Es ist mir ähnlich peinlich wie ihr das Betteln. "Danke", sagt sie leise. Da bin ich schon fast vorbei. Und schaue nach vorne auf meinen Weg. Danke, sagt sie jetzt kräftiger. Ich bleibe stehen und schaue mich um. "Gerne", sage ich. Sie wirkt jetzt entspannt. Und sagt zu mir: "Wissen Sie - für Sie sind es Euro. Für mich ist es ein Wunder und Wärme."
Dann schaut sie weg, lässt mich alleine mit ihrem Satz.
Dann schaut sie weg. Lässt mich alleine mit ihrem Satz vom Wunder und der Wärme. Ich wollte eher schnell an ihr vorbei, das stimmt. Sie fühlt da viel mehr. Vielleicht einen Wink des Himmels. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Gott uns manchmal gebraucht, um jemandem Gutes zu tun. Auf diese oder eine andere Art.