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Glauben lernen ist wie sprechen lernen

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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Der Kaiser Friedrich der Große war sehr klug und förderte die Wissenschaften. Dass die verschiedenen Völker auch verschiedene Sprachen haben, fand er ausgesprochen merkwürdig. Er fragte sich: Gibt es eine Ursprache? Die wollte er entdecken. Er ließ ein Experiment durchführen, das würden wir heute für ziemlich schräg halten – aber er hatte auch viel Macht. Er ließ Waisenkinder in ein Haus bringen. Dort wurden sie gut versorgt, gefüttert und sauber gehalten. Nur sprechen sollten die Frauen, die sie betreuten, nicht mit ihnen. Da würden sie schon in der Ursprache des Menschen reden, dachte sich der Kaiser.

Kinder brauchen Liebe und Zuwendung

Die Kinder sind alle gestorben. Heute wissen wir: Kleine Kinder brauchen nicht nur Nahrung und Sauberkeit zum Heranwachsen. Sie brauchen auch Liebe, Zuwendung und Ansprache, sonst verkümmern sie. Und die Sprache kann ein Mensch nur lernen, wenn ein anderer mit ihm spricht. Durch das Beispiel von Vater und Mutter oder einer anderen engen Bezugsperson lernen wir viel mehr, als man vermutet. Wenn sprechen will, muss Sprache erleben.

Der Glaube an Gott muss auch erlernt werden

Ich finde, mit dem Glauben an Gott ist es ähnlich. Als ich noch klein war, haben meine Eltern, meine Großmutter und meine Patentante mit mir gebetet. Sie haben mir aus der Bibel vorgelesen und sind mit mir zur Kirche gegangen. So konnte ich die Sprache des Glaubens lernen.

Glauben lernen ist wie sprechen lernen. Ein kleines Kind lernt sprechen, weil die Eltern und andere Menschen mit ihm reden. Keiner käme auf die Idee, mit einem Kind drei Jahre lang nicht zu reden und es dann zu einem Sprachkurs zu schicken. „Es soll sich später einmal selbst entscheiden, welche Sprache es spricht.“ Aber wenn es um glauben lernen geht, höre ich solche Sprüche ganz oft. Das finde ich merkwürdig und es macht mich traurig. Ich finde, man nimmt den Kindern damit eine große Chance.

Und ich fände es schön, wenn Familien den Glauben an Gott miteinander entdecken und dabei viel Freude erleben. Das kann nämlich so schön sein wie ein gutes Gespräch.

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