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Regelverstoß - ein Akt der Liebe?
Pexels/Alina Autumn

Regelverstoß - ein Akt der Liebe?

Klaus Nobiling
Ein Beitrag von Klaus Nobiling, Evangelischer Pfarrer im Kirchspiel Lichtenfels-Goddelsheim
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Der Bus zuckelt durch den Feierabendverkehr. Schleppend geht es vorwärts. Plötzlich steht auf der Straße eine ältere Dame mit schweren Einkaufstüten und hält den Bus todesmutig an. Sie hat ihre Kräfte überschätzt und kommt allein nicht weiter. Deshalb stellt sie sich ihm einfach in den Weg, hebt die Hände und winkt.

Die Busfahrerin bremst, schimpft in sich hinein, öffnet aber die Tür und sagt zu der einsteigenden Frau: „Sie wissen schon, dass ich sie eigentlich gar nicht hier einsteigen lassen darf!“ Die Frau schnauft kurz durch, lächelt die Busfahrerin an und erwidert: „Klar, ich darf den Bus ja auch nicht einfach anhalten! Aber – was machen wir denn jetzt? Beide aussteigen?“ Ihre entwaffnende Antwort sorgt für Gelächter im Bus.

Manchmal muss man Regeln brechen

Frechheit siegt – ja, manchmal. Hier vor allem aber auch der Mut Regeln zu brechen, wenn man Hilfe braucht und allein nicht weiterkommt. Es ist ja auch zum Glück gut gegangen und geschadet hat es niemanden.

Es ist schon eigenartig: Manchmal sind Regelverstöße eine Hilfe fürs Leben und ein Akt der Liebe. Die Frau wird von der Busfahrerin nicht einfach sich selbst überlassen. Sicher, dass muss die Ausnahme bleiben. Manchmal ist aber liebevolle Hilfe wichtiger als Regeln einzuhalten.

Manchmal muss ich mutig gegen Regeln verstoßen, weil ich auf Unterstützung angewiesen bin. Diese Freiheit vom Gesetz ist für mich nicht Gesetzlosigkeit, sondern eben eine Freiheit, die dem Leben dient.

Man muss manchmal auch was riskieren, anderen offen zeigen, dass man sie braucht- so wie die alte Frau der Busfahrerin.

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