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Manchmal kommt es anders
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Manchmal kommt es anders

Frank-Nico Jaeger
Ein Beitrag von Frank-Nico Jaeger, Evangelischer Pfarrer, Bad Hersfeld
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Es gibt Tage, die enden ganz anders, als sie begonnen haben. An einem solchen Tag spielt abends die deutsche Nationalmannschaft und ich freue mich darauf.

Gleichzeitig, in einem Krankenhauszimmer, verbringt eine alte Dame ihre letzten Stunden. Sie ist fast 90, gut versorgt, ohne Schmerzen. Sie weiß um ihr Ende – sie ist bereit. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir nichts voneinander. Aber später am Abend ruft das Krankenhaus an und bittet mich, die Sterbebegleitung zu übernehmen.

Abschiednehmen mit einem Bier

Die alte Frau auf der Palliativstation möchte an diesem Abend noch gerne ein Bier trinken. Und so sitzen wir da, ihre Tochter, deren Frau und ich rund ums Bett der Sterbenden. Reden über den Moment. Über das, was war und über das, was kommt.

Für die sterbende Frau steht fest: Sie wird ihren Mann wiedersehen. Die Vorstellung, nach ihrem Tod ins Nichts zu fallen, ist für sie undenkbar. Gott wird sie aufnehmen. Und es wird gut sein. Darauf stoßen wir an. Später segne ich sie. Spreche ein Gebet, wünsche ihr für die bevorstehende Reise alles Gute. Sie nickt und lächelt. Die Frau stirbt noch in dieser Nacht. 

Der Tod gehört zum Leben

Auf dem Weg raus aus dem Krankenhaus gehen mir die Ereignisse des Tages noch lange nach: Fußball und Sterben. Freude und Abschied. Vielleicht ist es gerade diese Mischung, die das Leben ausmacht. Der Tod gehört zum Leben. Der Abschied der alten Dame hinterlässt bei mir das Gefühl: Es ist gut, so wie es ist. Am Ende ohne Angst – und mit Hoffnung zu gehen. Das wünsche ich mir auch.

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