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Menschenfreundlichkeit
epd-bild/Jens Schulze

Menschenfreundlichkeit

Frank-Nico Jaeger
Ein Beitrag von Frank-Nico Jaeger, Evangelischer Pfarrer, Bad Hersfeld
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Mirjam lacht. Über Menschenfreundlichkeit kann sie einiges erzählen. Ob man das groß oder klein schreibt, weiß sie nicht. Aber beschreiben kann sie es. Sie malt, was sie fühlt und was sie erlebt hat. Am Anfang sind ihre Bilder dunkel. Das war kurz nach der Flucht. Damals ist Mirjam 24 Jahre alt.

Als ich 24 Jahre alt war, habe ich meinen Studienort zum ersten Mal gewechselt. Ich habe noch einen Sprinter gemietet und dann meine Sachen in die neue Bleibe gefahren. Ich weiß noch, dass ich gezittert habe, ob alles reingeht. Passte dann aber. Freunde halfen und abends, als meine Habseligkeiten endlich aus- und wieder eingeräumt waren, gab es Bier und Pizza für alle.

Mit nur einer Tasche flieht Mirjam vor Hass und Willkür

Als Mirjam flieht, hätte sie bestimmt gerne mehr mitgenommen und sich einen geregelten Umzug gewünscht. Aber für die paar Dinge, die sie dabei hat, lohnt sich nicht mal ein Kleinwagen. Das, was sie besitzt, passt in eine Tasche. Und damit flieht sie vor Willkür, Hass und Geringschätzung des Lebens.

Ihre Erlebnisse verarbeitet sie in ihren Bildern. Mit der Zeit werden sie immer heller. Auch weil die Menschen, die sie jetzt trifft, hier in meinem Land, freundlich sind. „Ich mag dein Land“, sagt sie und ich lächele.

Von "Menschenfreundlichkeit" empfangen

Die ganzen Leute hier, mit denen ich zu tun habe, sind so liebevoll und fürsorglich, sagt Mirjam. „Menschenfreundlichkeit“, sage ich.

Ich mag das Wort. In der Bibel wird es ein einziges Mal verwendet als Adjektiv: Menschenfreundlich- und damit wird Gott als ein zuverlässiger Freund beschrieben. So einer, der bleibt, wenn die Umzugshelfer längst wieder gegangen sind. Gott ist zuverlässig. Auch als Mensch.

Men-schen-freund-lich-keit, sagt Mirjam. Schwieriges Wort. Schreibt man das  groß oder klein? Mirjam wills jetzt wissen. Also Gott schreibt das sehr groß, sage ich. Und – Gott sei Dank – er ist auch nicht der Einzige, der das tut.

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