"Offen für alle"
50 Jugendliche sitzen in einer Kirche, irgendwo in Leipzig. Drinnen ist es fast so kalt wie draußen. In den Ferien wird nicht geheizt. Die Gemeinde muss sparen. Nur für uns hat die Pfarrerin heute Abend die Kirche geöffnet.
Die Kirche ist bunt erleuchtet und erstaunlich gut ausgestattet. Anstelle von Bänken gibt es bequeme Stühle, einen Kicker und eine Tischtennisplatte.
„Die Jugendkirche ist ein offener Ort für viele“
„Wer kommt in diese Kirche“, will eine Konfirmandin wissen. Später erzählt uns Anna, die Pfarrerin, von den Jugendlichen, die hierherkommen. „Die Jugendkirche ist ein offener Ort für viele“, sagt sie. Es gibt viele verschiedene Angebote. Manche der Jugendlichen spielen in der Band, andere kommen, um Tischtennis zu spielen. Aber auch die Andachten sind gut besucht.“
Ein Konfirmand hakt nach: ‚Dürfen hier wirklich alle rein?‘ „Ja“, sagt Anna, „selbstverständlich dürfen alle kommen.“ Dabei deutet sie auf die Inschrift über dem Eingang: „Offen für alle“, steht da. Diese Aussage macht die Jugendlichen neugierig.
Offen für alle, aber nicht offen für alles
„Die Kirche ist ein Ort für jede und jeden“, sagt Anna mit Nachdruck. „Hier kann man hinkommen, um sich mit Freunden zu treffen, miteinander ins Gespräch kommen, einfach einen Kaffee trinken oder etwas Kleines essen. „Aber wenn jemand kommt und laut gegen Minderheiten hetzt oder gegen Ausländer ist?“, fragt jemand skeptisch nach. Anna antwortet: „Wir sind für alle da. Jeder ist willkommen – das bedeutet aber nicht, alles hinzunehmen. Wenn jemand solche Dinge sagt, suchen wir das Gespräch und stellen uns dem entgegen. Offen für alle, aber nicht offen für alles. Das macht diesen Ort hier aus.“
Einige blicken nachdenklich, andere nicken. Diese Haltung macht die Kirche zu einem Ort, an dem Respekt und Offenheit zählen.
