
Schaffe mir Recht!
Neulich bin ich zufällig an einem Freitagmittag zum Mittagsgebet in der Frankfurter Katharinenkirche gewesen. Beladen mit Taschen, bin ich der Einladung auf dem Schild an der Tür gefolgt: „Einladung zu 15 Minuten Mittagsgebet“, habe ich gelesen.
15 wunderbar inspirierende Minuten
Und dann habe ich wunderbar inspirierende fünfzehn Minuten erlebt: Ein Gebet, ein Lied und Gedanken zu Psalm 43 aus der Bibel. Der beginnt mit den Worten: „Schaffe mir Recht, Gott!“ (Psalm 43,1) Ja, ich habe auch schon gedacht: Warum darf etwa ein Lügner wie Trump so viel Erfolg haben? Warum dürfen manche so reich sein und immer reicher werden? Und ich muss immer kämpfen? Warum greift Gott nicht ein? Er soll mir Recht verschaffen. Und Menschen wie Trump, die so offensichtlich egoistisch und ungerecht handeln, bestrafen.
Richten bedeutet nicht einfach verurteilen
Und ich verstehe auf einmal, wie dieser Psalm entstanden sein könnte. Aber in diesem Mittagsgebet wurde darauf hingewiesen: „Richten“ bedeutet nicht einfach verurteilen. Es ist eine Bitte darum, alles an seinen rechten Platz zu bringen. So wie man etwa ein gebrochenes Bein richtet. Und das kann bedeuten: Mein vermeintlicher Gegner soll nicht einfach eins aufs Dach bekommen. Er soll seinen angemessenen Platz zugeteilt bekommt. So wie auch ich und andere Menschen. Vielleicht waren auch wir nicht genau da, wo wir hingehören.
Auch ich muss mich neu ausrichten
Schaffe mir Recht! Das ist also nicht eine Bitte, den einen Schuldigen zu verdammen. Es ist eine viel umfassendere Bitte darum, das ganze System zu richten. Es in Ordnung zu bringen. In eine gute, für alle wohltuende Ordnung.
Diese Art, um Recht und Gerechtigkeit zu bitten, macht mir deutlich: Auch bei mir gibt es etwas zu richten. Ich muss mich neu ausrichten. Und ich kann mich darum kümmern, dass hier in meiner Umgebung alles etwas richtiger wird. Gott hat alle im Blick. Die Verirrten und die, die auf dem richtigen Weg sind.