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Der Kleine – „Benjamin“ sein
Bild: Victoria/Pixabay

Der Kleine – „Benjamin“ sein

Daniel Stehling
Ein Beitrag von Daniel Stehling, Katholischer Pastoralreferent und Religionslehrer, Fulda
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„Papa, ich bin nicht mehr klein!“, fährt mein Sohn Linus mich mit fester Stimme an. Und erst dieser Blick. Ja, da war es mir schon wieder rausgerutscht. Linus geht zwar schon in die erste Klasse und ist wirklich schon selbstständig und groß geworden. Aber ich hatte es wieder gesagt: „Das ist Linus, unser Kleiner!“ Und das, wo ich es doch auch überhaupt nicht leiden konnte, immer als der Kleine zu gelten.

Benjamin sein

Spannend ist dabei für mich die Frage, warum das so ist? Ich glaube: Wer klein ist, der gilt als schwach, ängstlich und einfach noch nicht reif dafür, das zu tun, was „die Großen“ machen. Und wer möchte das schon? Den Kleinsten oder Jüngsten in der Familie oder in einer Gruppe nennt man auch: „Benjamin.“ Kommt aus der Bibel, denn der Stammvater Jakob gab seinem kleinsten und jüngsten Sohn den Namen Benjamin. (Gen 35, 18)

Ich darf Gottes Benjamin sein

Benjamin ist hebräisch und heißt wörtlich übersetzt „Sohn der rechten Seite“. Wer an der rechten Seite seines Vaters war, der galt als besonders wichtig. So kann man den Namen Benjamin auch freier mit „der besonders Geehrte“ oder „der geliebte Sohn“ übersetzen. Dann ist Benjamin-sein, der Kleine-sein gar nichts Schlechtes mehr. Das passt für mich wunderbar zum Gott der Bibel. Er erwählt immer wieder die Kleinen und Geringen, um an seinem Plan mitzuwirken und seine Mitarbeiter zu sein.

Das Kleine und Geringe ist bei Gott besonders groß. So beispielsweise der kleine David, der mit seiner Steinschleuder den Riesen Goliath besiegt (1 Sam 17). Oder die kleine, noch junge Maria, die Gott auserwählt, um Jesus, den Messias, zur Welt zu bringen. (Lk 1, 26-38) Oder den Heiligen des heutigen Tages, Benjamin von Persien, der im 5. Jahrhundert nach Christus die Frohe Botschaft Jesu verkündet und dafür von den Machthabern seiner Zeit umgebracht wird. Das zeigt mir: Auch ich darf klein und schwach sein, in manchem nicht perfekt und ausgereift. Wie tröstlich für mich. Denn ich weiß: Bei Gott bin ich der Benjamin – der besonders geliebte Sohn!

 

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