
Nie wieder ist jetzt!
Heute heiße ich Leopold Marx, 64 Jahre alt. Zumindest steht das auf dem Schild, das ich mir vor die Brust halte.
Zum Gedenken an die Shoa
Um mich herum tragen viele Menschen Schilder mit Namen. Wir haben uns am Kasseler Hauptbahnhof versammelt, zum Gedenken an die Shoa, die massenhafte Vernichtung jüdischer Menschen. Jedes Jahr am 27. Januar wird der Holocaust-Gedenktag in Deutschland begangen.
Die Deportierten der Region symbolisch wieder nach Hause bringen
Aber heute erinnern wir uns nicht nur. Eine Initiative aus Kassel hat dazu eingeladen, die Deportierten der Region symbolisch wieder nach Hause zu bringen. Es ist namentlich bekannt, welche Menschen von Kassel aus deportiert wurden. Sie kamen aus ganz Nordhessen. Viele wurden als Familie zuhause abgeholt und nach Kassel auf das Gelände der heutigen Arnold-Bode-Schule gebracht. Von dort mussten sie dann zum Hauptbahnhof marschieren, Züge brachten sie in Konzentrationslager.
Es sind mehr gekommen als erwartet
Diesen Weg legen wir an diesem Gedenktag in umgekehrter Richtung zurück. Obwohl die Aktion zum ersten Mal stattfindet, sind wir deutlich mehr Menschen als Namensschilder. 900 hatten die Initiatorinnen vorbereitet. Über 2000 wären möglich gewesen. Es ist bedrückend, all diese Namen zu sehen. Und es tut gut, dass wir so viele sind. Gemeinsam stehen wir dafür ein, dass so etwas nie wieder passiert.
„Wir sind mehr“ - eine christliche Initiative gegen Hass ud Hetze
„Wir sind mehr“, das ist der Name einer christlichen Initiative. Sie will zeigen, wie viele nicht einverstanden sind mit Hass und Hetze. Wie viele die Demokratie schützen und sich gegen Rassismus engagieren. In dieser unruhigen Zeit macht mir das Mut.
Als Leopold Marx sehe ich hier viele, die sich für mich einsetzen. Darum glaube und hoffe ich: niemals wieder werden Menschen so brutal ins Verderben geschickt. Dafür will ich kämpfen. Wir sind mehr!