
Gott auf dem Balkon
Der Junge weint herzzerreißend. Er ist etwa vier Jahre alt und steht an der Hand der Mutter. Sein kleiner Körper zittert. Er schreit nicht; er weint einfach.
Auf Nimmerwiedersehen. Beinahe.
Sein Luftballon ist weggeflogen. Er hatte ihn fest in der Hand. Dann musste er niesen. Die eine Hand hielt seine Mutter, seine andere hatte er nicht mehr unter Kontrolle. Es schüttelt ihn, dabei öffnet sich die Hand. Und so fliegt er weg, der Ballon. Auf Nimmerwiedersehen. Beinahe.
Gott auf dem Balkon? Oder einfach ein aufmerksamer Mensch?
Er fliegt eine Hauswand hoch, der Junge weint und sieht davon nichts. Der Ballon bleibt nämlich hängen. An einem Balkon im dritten Stock. Da steht der liebe Gott. Nein, natürlich nicht. Da steht ein Mann, der auf dem Balkon. Er beugt sich über die Brüstung des Balkons, nimmt den Ballon und verschwindet. Nach ein paar Minuten tritt er durch die Haustür auf die Straße. Der Junge sieht immer noch nichts und wimmert. Die Mutter will ihn trösten. Es gelingt nicht. Trost ist trotzdem da. Direkt hinter ihnen.
Ein Luftballon kehrt zurück – und mit ihm die Freude
Da steht der Mann, etwas außer Atem, und gibt dem Jungen den Luftballon. Der mag es kaum glauben. Augenblicklich strahlt das Gesicht. Er sagt ‚Danke‘. Und schaut sich um, wie dieses Wunder geschehen konnte. Es geschieht einfach. Weil Gott in der Nähe ist. Weil jemand keine Tränen sehen kann, schon gar keine von Kindern. Der Mann ist aufmerksam. Wenn Gott nicht selber kommt, hat er oft seine Leute. Manchmal schon an der nächsten Ecke.