
Kaffee und etwas Freundlichkeit
Er hat alles. Alkohol, Drogen, keine Arbeit. Als er mich nach Geld fragt, sagt er: Ich habe alles. Und noch etwas hat er, während er von einem Bein aufs andere tritt, weil ihm kalt ist: große Freundlichkeit. Warme Augen. Eine leise, etwas traurige Stimme. Als sei er tief gefallen und falle jeden Tag wieder. Und ist doch nicht verbittert. Trotz der Blicke, die dauernd kommen. Trotz der Ämter, die ihm helfen müssen. Manchmal aber nicht gerne.
Heißen Kaffee und eine warme Stube bei der Bahnhofsmission
Besonders liebt er die Bahnhofsmission, sagt er. Da gibt es heißen Kaffee und eine warme Stube. Und im Bahnhof sind viele Menschen, die er nach Geld fragen kann. Ohne bitter zu werden. Bitter über sich und bitter wegen der anderen, die ihn böse anschauen oder lachen. Wenn es schlimm wird, geht er zurück in die Bahnhofsmission. Ruht sich aus von Worten und Blicken, die ihm weh tun.
Nur nicht bitter werden
Das ganze Leben tut weh. Nur nicht bitter werden deswegen, wünscht er sich. Und ich bin erstaunt, wie freundlich er bleibt. Da kenne ich andere. Beim kleinsten Stolpern im Leben werden sie laut und bitter. Beschuldigen alles und jeden. Als werde es besser dadurch. Als ließe sich Gott beeindrucken durch Bitterkeit. Wohl kaum. Eher durch Freundlichkeit und Wärme. Der Mann tippelt von einem Bein aufs andere. Seine Nase ist rot vor Kälte. Er will in die Bahnhofsmission. Sein Leben ist kalt. Da braucht es Warmes: Kaffee und etwas Freundlichkeit.