
Sole marsch
Moderator/in: Heute heißt es in Bad Orb „Sole marsch“. Es ist der Saisonstart von Hessens größtem Gradierwerk. Judith Vonderau von der katholischen Kirche, du wirst heute dabei sein, wenn die Pumpanlage eingeschaltet wird und die Sole wieder fließt.
Autorin: Ja, das ist jedes Jahr ein besonderes Ereignis, wenn über das Gradierwerk, also diese 155 m lange Holzkonstruktion, wieder Salzwasser fließt. Wenn ich durch das Gradierwerk gehe, dann habe ich das Gefühl, am Meer zu sein, weil die Luft so salzhaltig ist und auch so frisch riecht.
Moderator/in: Früher wurden Gradierwerke ja zur Salzgewinnung genutzt. Die Sole – das salzhaltige Wasser – ist über die Konstruktion aus Holz und Reisig geflossen und dabei teilweise verdunstet. So hat sich der Salzgehalt erhöht. Heute geht’s bei Gradierwerken aber um was anderes, richtig?
Autorin: Heute steht dabei die Gesundheit im Mittelpunkt. Durchs Gradierwerk zu laufen, tut nicht nur gut, wenn man Asthma hat oder erkältet ist. Das kann allen guttun, weil die salzige Luft so viel kann: Für mich hat das viel mit Entspannung zu tun und mit Selbstfürsorge. Wenn ich da durchlaufe, die frische Luft einatme und neben mir das Wasser her-runterrieselt, dann ist das wie eine kleine Auszeit am Meer.
Ich muss da immer an einen Satz aus der Bibel denken, den Paulus gesagt hat. Unser Leib soll Tempel des Heiligen Geistes sein. Das klingt erstmal sperrig, meint aber einfach, dass unser Körper was Besonderes ist, weil er von Gott geschaffen ist. Unserem Körper sollen wir Gutes tun, mit dem sollen wir gut umgehen. Und das mache ich zum Beispiel bei einem Spaziergang durchs Gradierwerk.