
Weiberfastnacht: Alles steht Kopf!
Moderator/in: Heute ist Weiberfastnacht! In den Faschingshochburgen übernehmen für einen Tag die Frauen das Regiment. Was es als Idee schon seit dem Mittelalter gibt. In einigen Regionen stürmen die Frauen dann die Rathäuser oder machen eigene Karnevalssitzungen.
Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Ist dir denn heute auch schon die Krawatte abgeschnitten worden – oder bist du davongekommen?
Um ehrlich zu sein: Ich mache heute Home-Office und war noch gar nicht draußen. Kommt aber noch. Weil ich die Idee toll finde, die hinter der Weiberfastnacht steckt – und die es ja quer durch das Faschingstreiben gibt: Die vertraute Ordnung wird auf den Kopf gestellt. Was früher noch viel markanter war: Plötzlich haben die Frauen regiert … oder die Kinder … oder die Menschen haben sich ein eigenes Herrscherpaar gewählt. Deshalb gibt es ja bis heute überall Karnevalsprinzessinnen, Elferräte oder andere närrische Herrschaften – ein symbolischer Machtwechsel also. Der hilft manchmal sogar, neu zu entdecken, was für eine Gesellschaftsordnung ich mir eigentlich wünsche.
Weil an Fasching die gesellschaftlichen Rollenverteilungen aufgehoben sind?
Genau. Das gefällt mir als Christ besonders gut. Denn Wissenschaftler überlegen seit langem: Was hat das Christentum in den ersten Jahrhunderten für so viele Menschen attraktiv gemacht? Ihre Antwort: Da wurden die vertrauten Rollen aufgehoben.
Im Neuen Testament steht: „Da, wo ihr als Glaubende zusammenkommt, da ist es egal, ob ihr Juden oder Griechen seid, Sklaven oder Freie, Frauen oder Männer. Vor Jesus seid ihr alle gleich.“ (Gal 3,28)
Das war damals eine Revolution. Und ein bisschen was von diesem Denken spiegelt sich bis heute in unseren Faschingsbräuchen wider.