Wahltag
Moderator/in: Heute ist es soweit, in gut einer Stunde öffnen die Wahllokale und heute Abend wissen wir, wie Deutschland gewählt hat. Lena Giel, von der katholischen Kirche, du gehst bestimmt heute auch wählen?
Ja klar, ich werde zusammen mit meinem Mann zum Wahllokal gehen und dort meine Stimme abgeben. Und ich finde es klasse, dort die Menschen zu treffen, die auch wählen gehen und die, die sich ehrenamtlich als Wahlhelfer engagieren. Irgendwie ist das ein schönes Gefühl zu sehen, dass sich so viel Menschen beteiligen und alle aus demselben Grund da sind. Das ist gelebte Demokratie! Mir macht es aber auch etwas Sorge, wie es weitergeht. Heute sind alle Wähler. Nach der Wahl wird es Verlierer und Gewinner geben. Ich hoffe, dass wir trotzdem zusammenhalten. Übrigens: Zusammenhalt ist ein zentraler Gedanke im Wahlaufruf der Kirchen in Deutschland.
Das Gegenteil von zusammenhalten wäre auseinanderbrechen. Hast du eine Idee, wie es gelingen könnte, das zu verhindern?
In allen katholischen Gottesdiensten werden heute Worte Jesu aus dem Lukasevangelium vorgelesen. Jesus sagt da: Seid barmherzig, richtet nicht und verurteilt nicht. Und sogar: liebt eure Feinde. Diese Worte klingen vielleicht erstmal naiv, und die Frage kommt auf: warum soll ich die politischen Feinde lieben? Ich will mir das heute trotzdem als Vorbild nehmen. Ich will versuchen, die Meinungen und Ängste anderer zu verstehen, ihnen zuhören und sie nicht gleich verurteilen. Ich möchte aber auch, dass andere auch meine Meinung anhören und sie versuchen zu verstehen. Denn, wie sollen wir zusammenhalten, wenn wir uns nicht gegenseitig zuhören? Ich hoffe sehr, dass das auch unsere Politiker schaffen: dass sie gute Kompromisse finden und eine demokratische Regierung bilden, die unser Land zusammenhält.
