
Internationaler Tag der Genossenschaften
Auf einer Wiese in meiner Nachbarschaft steht ein Neubau in oranger Farbe. 12 kleine Wohnungen mit Terrasse oder Balkon und ein Gemeinschaftsraum haben darin Platz. Gemeinsam Wohnen im Alter: das ist die Vision, die hinter dem Bauplan steckt. Eine Handvoll Leute ist sich einig: wir wollen im Alter nicht einsam sein und auch nicht überfordert durch ein zu großes Haus. Und von Anfang an ist klar: Das kriegen wir nur gemeinsam hin.
„Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.“
Mit diesem einfachen Motto hat Friedrich Wilhelm Raiffeisen im 19. Jahrhundert etwas Großes angestoßen: Die Genossenschaftsbewegung – eine Erfolgsgeschichte bis in die Gegenwart. Heute erinnert der internationale Gedenktag der Genossenschaften daran.
In einer Genossenschaft tun sich Menschen zusammen, um wirtschaftliche oder soziale Ziele zu erreichen, die sie allein nie verwirklichen könnten. Die Mitglieder erwerben Anteile und können mitbestimmen. Gewinne dienen dem Zweck der Genossenschaft und damit dem Wohl ihrer Mitglieder. Es gibt große Genossenschaften, in der Landwirtschaft, im Bankenwesen. Oder die Wohnungsbaugenossenschaften. In rund 2,2 Mio. Wohnungen stellen sie bezahlbaren Wohnraum für ihre Mitglieder bereit.
Mich faszinieren besonders die kleinen Genossenschaften, die in letzter Zeit entstehen. Sie setzen innovative Ideen um und bringen unsere Gesellschaft voran. Energiegenossenschaften zum Beispiel. Über 800 Millionen Euro haben sie in Deutschland bislang in erneuerbare Energien investiert. Sie liefern grünen Strom zu erschwinglichen Preisen. Und das orangene Haus in meiner Nachbarschaft, das ist auch so eine Neugründung.
Die Idee hat funktioniert
Ich erinnere mich noch an den ersten Informationsabend. Ein Flyer hatte mich angelockt. „Eine Genossenschaft“ gründen stand darauf. Die Gründer*innen bringen ihre Idee an dem Abend überzeugend ´rüber. Ein Architekt breitet vor uns den Plan für das zweistöckige Gebäude aus. Die Kirchengemeinde stellt ein Erbbaugrundstück zur Verfügung. Aber dann geht es ans Rechnen. Ich höre etwas von Anteilen, von Eigenkapital, von zweistelligen Millionenbeträgen. Da bleiben viele Fragen offen. Wer wird sein Geld in so eine wacklige Angelegenheit stecken? Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass daraus was wird. Aber die Gruppe hat es geschafft. Sie hat den Traum vom gemeinsamen Wohnen im Alter verwirklicht.
Heute, am internationalen Genossenschaftstag, sage ich danke für diese Initiative. Und ich danke allen, die sich weltweit in Genossenschaften engagieren. Ihr seid ein Segen!