
Einander die Bälle zuspielen
Als Jugendliche war ich eine Außenseiterin. Ich gehörte nicht dazu. Ich mochte Latein, dicke Bücher und ein Wochenende im Wald – und war damit recht alleine. Aber es gab einen Ort, an dem ich dazugehörte. Und das gibt mir heute noch Kraft: Der Fußballplatz!
Der Fußballplatz – ein Ort des Zusammengehörens
Beim Fußballspielen - da gehörte ich dazu, bei Shirin, Jasmin, Ava und Fatima, in einem Kölner Vorortverein. Ich war zwar nicht gerade gut – doch fürs Tor hats noch gereicht. Vor jedem Spiel holte unsere Trainerin uns zusammen. Arme über die Schulter der Nachbarin und wir bildeten einen Kreis. Sicher gab es auch irgendeinen Ruf dazu, den habe ich vergessen. In Erinnerung geblieben ist mir dieses Gefühl: Ein Teil der Gruppe zu sein und die anderen an meiner Seite zu spüren. Das fühle ich jetzt noch. Innerlich bin ich manchmal noch in diesem Kreis mit den anderen Spielerinnen, spüre immer noch dieses Vertrauen.
Diese Verbundenheit spürt sie noch heute
Dabei fehlt mir fürs Fußballspielen heute oft Kraft und Zeit. Doch manches an meiner Arbeit als Pfarrerin erinnert mich an das Fußballfeld und mein Team von damals: immer noch spiele ich mir mit anderen sprichwörtlich die Bälle zu: heute im Klassenzimmer einer Grundschule, in Sitzungen unserer Kirchengemeinde und in der Ausbildung von Ehrenamtlichen. Auch da gibt es diese Verbundenheit. Das Gefühl: Da sind Menschen an meiner Seite, denen ich vertrauen kann. Das spüre ich besonders in einer Situation: Wenn wir zusammen beten. Dann sind wir miteinander verbunden – wie damals im Kreis auf dem Fußballplatz. Nur nicht mehr über die Arme auf den Schultern, sondern: über unsere Gebete.
Und dann ist da plötzlich wieder diese Kraft – wie damals
Beim Beten stelle ich mir vor: Ich stehe hier mit Menschen, für die Gott sich einsetzen soll, dass es ihnen besser geht. Wie immer das aussehen mag. Das liegt ja in Gottes Hand. Und ich weiß: da sind andere, die an mich denken, mich tragen, vielleicht auch für mich beten. Und dann ist da plötzlich wieder diese Kraft – wie damals. Gott verleiht sie uns. Und verbindet uns damit. Nicht sichtbar, aber spürbar. Wir schicken einander Kraft.
Und – anders als auf dem Platz – kann der Kreis beim Beten manchmal ziemlich groß werden. Es gibt so viele in meinem Umfeld, denen es gerade nicht so gut geht. Weil die Welt so turbulent ist und erschreckend. Deshalb bitte ich Gott um Aufmerksamkeit – für jede Einzelne.
Gebet als Form des Bälle zuspielens
Und während ich bete, denke ich: Vielleicht ist das auch eine Art, sich die Bälle zuzuspielen, wie damals beim Fußball. Wenn wir füreinander bitten und beten: Kraft für die, die sie besonders brauchen. Und das Gefühl: Wir sind miteinander verbunden. Gott hält Menschen zusammen – Außenseiterinnen, Teamplayer, Suchende und Fragende. Auch die, die so ganz anders sind. Im Beten, bei Gott bin ich mit ihnen verbunden – und sie mit mir.