
Neun Tage für die Würde
„Voll der Würde“, das ist der Titel der diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis.
Renovabis, so heißt das katholische Hilfswerk für die Christen in Mittel- und Osteuropa.
"Was ist denn voll von Würde?"
„Voll der Würde“, das ist für mich ein eher altmodisches Deutsch, und vielleicht hat der eine oder die andere gestutzt: Das Motto erinnert mich doch an was…. Genau, es klingt so ähnlich wie „voll der Gnade“ aus dem traditionellen „Ave Maria“. Das beginnt so: Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade…
Hier also keine Gnade, sondern Würde. Wer ist denn voll von Würde? Spontan würde ich antworten: „Ja alle, jeder und jede! Steht ja sogar in unserem Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und auch in der UNO-Menschenrechtskonvention.
Würde in Fülle
Aber Papier ist geduldig und so wie ich das verstehe, geht es ja nicht nur um ein bisschen Würde, sondern um erfüllende Würde, Würde in Fülle also. Renovabis schaut besonders in den Osten Europas und nimmt dabei die in den Blick, denen die Würde dort immer wieder abgesprochen wird: Die Menschen, die der Roma-Minderheit angehören, die Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel werden, und schließlich die Menschen in der Ukraine. die schon das vierte Kriegsjahr erleben müssen.
Renovabis: Pfingstnovene
Neben den Gebeten und Sammelaktionen in den Pfingstgottesdiensten gibt Renovabis ein Gebetsheftchen zur sogenannten Pfingstnovene heraus. An neun Tagen hintereinander gibt es zum Thema „Voll der Würde“ Texte, Gebete, Bilder und Fragen. Heute ist sozusagen der erste Tag der Pfingstnovene, denn in neun Tagen ist Pfingsten.
Dieses Jahr sprechen mich die Texte und Fragen besonders an. Renovabis hat Wolfgang Thierse dafür als Autor gewinnen können. Der SPD-Politiker war viele Jahre Bundestagspräsident und neben vielen anderen Ehrenämtern auch eine Weile Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Wolfgang Thierse ist einer, dem es ein Anliegen war und ist, christliche Werte und politische Fragen und Herausforderungen miteinander zu verbinden. Ich finde ihn glaubwürdig dabei.
Er führt also diesmal durch die Bibelstellen, hat die Texte geschrieben und zusammengestellt und er stellt Fragen. Fragen, die mit mir zu tun haben und die mich besonders ansprechen, sind zum Beispiel
- Was sind meine Maßstäbe für ein geglücktes Menschenleben?
- Kann ich mich in die Lage von Fremden, Anderen, Ärmeren, Schwächeren versetzen? Mit welchen Folgen?
- Oder: Wie kann ich Mut gewinnen zum Widerspruch gegen alltägliche Menschenfeindlichkeit?
Die Zeit bis Pfingsten kann mit diesen Fragen gefüllt werden
Spannend, oder?
Schon alleine diese drei Fragestellungen könnten die Zeit bis Pfingsten füllen.
Ich hoffe also, dass ich auch noch die Zeit finde für ein paar der anderen Texte, Bibelstellen und Fragen … und wenn es nicht ganz klappt bis Pfingsten, dann ist die Würde aller, wirklich aller, Menschen ja auch danach noch ein bleibendes Thema.