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Bildquelle: Medio TV_Socher
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Friede sei mit euch!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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„Der Friede sei mit euch!“ Mit diesen Worten, dem Friedensgruß, hat der neu gewählte Papst Leo der XIV. sein Pontifikat begonnen, vom Balkon des Petersdoms aus.

Mit dem Friedensgruß, so heißt es in den Auferstehungszählungen, hat der auferstandene Jesus seine Freundinnen und Freunde begrüßt. Auch in vielen Gottesdiensten kommt so ein Gruß vor. – Und gerade in Israel und in den arabischsprachigen Ländern, auch in Palästina, begrüßt man sich mit Shalom oder Salaam.

Papst Leo XIV.: Frieden weltweit

Papst Leo XIV. hat mit diesem Gruß aber auch ein Thema gesetzt: Den Frieden, im Kleinen und weltweit – ein Statement in dieser kriegsgebeutelten Zeit.

Wenn ich im Altenheim Gottesdienste halte, frage ich die Menschen, die dort leben, oft: Für wen oder was sollten wir heute beten? Dann erinnert sich jemand an die, die in letzter Zeit verstorben sind. Namen von kranken Mit-Bewohnerinnen und Mit-Bewohnern werden genannt. Manchmal beten wir auch für die eigene Situation oder für die Enkel und Urenkel – Und jedes Mal, in jedem Heim gibt es auch jemanden, der oder die sagt: „Wir beten für den Frieden“ oder „Wir beten für die Menschen dort, wo jetzt Krieg ist“.

Kriegserinnerungen 

Krieg, das verbinden die meisten Menschen im Heim mit konkreten Erinnerungen. Viele sind im Krieg geboren, manche ohne Väter oder in großer Armut aufgewachsen.
Einige – und es werden immer weniger – mussten im Krieg noch zu Arbeitseinsätzen oder als sehr junge Flakhelfer an die Front.
Manche tragen Schuldgefühle mit sich herum oder es tauchen im Traum Bilder auf von damals. Und ab und an erzählen mir Menschen, dass ihre Verwandten im KZ umgebracht wurden.

Gerade von den katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern sind viele nach dem Krieg als Vertriebene aus dem Sudetenland oder aus Schlesien nach Hessen gekommen. Unsere Gegend war ja zuvor eher evangelisch geprägt. Sie können nachvollziehen, was es heißt, unfreiwillig das alte Leben und Zuhause zu verlassen und erstmal so gar nicht willkommen zu sein.

Krieg und Friedenssehnsucht sind wichtige Themen im Heim. Manchmal verdrängt und verschwiegen, aber sie sind auch eine gemeinsame Erfahrung.

Beten für den Frieden und die gleiche Würde für alle

Wenn es dann darum geht, für den Frieden zu beten, schüttelt schon mal einer den Kopf oder eine andere grummelt: „Das bringt ja eh nichts.“
Ja, es ist ein schwieriges Thema, das hilflos macht. Aber wir orientieren uns im Gottesdienst ja an einem, der sogar gesagt hat: „Liebt eure Feinde.“

Das ist viel verlangt. Und so sage ich meistens: „Beten wir dafür, dass sich Menschen nicht zu allererst als Feinde, sondern als Menschen sehen können. Als Menschen, die die gleiche Würde haben wie wir auch und eben auch leben wollen. Erst dann sind Verhandlungen möglich.“

Und dann sehe ich, wie einige nicken – und am Ende können alle sagen: „Wir bitten dich, erhöre uns.“

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