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Ostern braucht Zeit!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Die Osterdeko ist weitgehend verschwunden und die Schoko-Osterhasen sind längst aufgegessen, zumindest bei mir. Ostern ist gefühlt schon wieder eine Weile her. Aber die kirchliche Osterzeit dauert trotzdem noch an, genauer gesagt sogar über Christi Himmelfahrt hinaus bis Pfingsten. Damit ist die kirchliche Osterzeit mit fünfzig Tagen sogar länger als die vierzigtägige Fastenzeit vorher. Dieses Jahr dachte ich mir: Das passt, es hat ja auch einige Zeit gebraucht bis alle Freundinnen und Freunde Jesu wirklich verstanden hatten: Er ist nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden.

Ostern kommt zu schnell?

Unsere kirchlichen Osterfeiern sind anders: Ich weiß ja, dass nach dem Karfreitag die Auferstehung kommt. Und im Gottesdienst ist es – wie jedes Jahr – „Tatatataaa!“, oder besser „Halleluja!“ auf einmal Ostern. Erst ist es dunkel, dann wird es Licht, und bald schon setzt die Orgel ein. „Christ ist erstanden von der Marter alle!“ Wunderschön, aber auch schnell, fast schon zu plötzlich für mich.

Die Bibel erzählt ausführlicher

Die Bibel dagegen erzählt uns von den Schwierigkeiten seiner Freundinnen und Freunde, sich nach dem großen Schock und in der Traurigkeit auf die Auferstehung überhaupt einzulassen.

Da ist Maria von Magdala am leeren Grab und hält blind vor Tränen Jesus erstmal für den Gärtner. Und erst als er ihren Namen ausspricht, Maria, so vertraut wie immer, da versteht sie, dass er es selbst ist.

Da sind die Frauen, die den toten Jesus salben wollen. Doch die Engel am verlassenen Grab sagen ihnen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Jesus lebt“ Und vielleicht können sie den Worten sogar trauen, doch die Freunde Jesu tun das ab: Alles Frauengeschwätz!

Und dann ist Jesus stundenlang unerkannt mit zweien aus seinem Kreis unterwegs, zwei Jüngern oder vielleicht einem Ehepaar. Er lässt sich von all ihrer Traurigkeit und Enttäuschung erzählen. Er kann sie trösten und erklärt …. Und sie sind ja auch wirklich angetan von dem Gespräch – aber sie erkennen ihn den ganzen Weg lang nicht, sondern erst, als sie miteinander zu Abend essen und Jesus das Brot bricht.

"Tot ist tot?"

Ich frage mich: Liegt es an Jesus selbst, dass ihn seine Freunde und Freundinnen nicht erkennen, ist er so anders? Oder kann es einfach nicht wahr sein – denn tot ist tot?

Jedenfalls geht es so weiter, die engsten Vertrauten von Jesus sind zwar froh, wenn Jesus erscheint, aber eben auch verunsichert. Sie wollen Beweise, die Wunden sehen – oder wie Thomas sagt, ihn am besten berühren.

Jesus bietet ihm genau das an: „Lege deinen Finger in meine Wunden.“ Und er fügt hinzu: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“

Zeit für den Glauben nehmen

Eigentlich sind das ja genau wir heute: wir hören über Christus, lesen über Jesus in der Bibel, aber leibhaftig gesehen haben wir ihn nicht.

Und ich finde: An die Auferstehung zu glauben, mit allen Konsequenzen, das ist dann auch heute gar nicht so einfach. Da geht es mir ein bisschen wie dem Thomas und ich bin froh, dass der für mich mit nachfragt, sehen und begreifen will. Und ich merke auch bei mir: Wenn der Glaube an die Auferstehung wirklich in meinem Leben ankommen soll, dann brauche auch ich – immer wieder - Zeit.

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