
Um Entschuldigung bitten
Ich möchte mich entschuldigen, oder es tut mir leid. Wäre schön, wenn jemand diesen Satz sagt, wenn er mir Unrecht getan hat. Aber leider passiert das nicht immer.
Der kaputte Seitenspiegel
Nach einer Party bei Freunden brechen viele gemeinsam auf. Kaum sitze ich im Auto und schalte den Motor an, da kracht es. Ein Bekannter braust los. Dabei fährt er so dicht an meinem Auto vorbei, dass er meinen Seitenspiegel beschädigt. Er merkt es und hält kurz drauf an. Er steigt aus, begutachtet den Schaden. Ich bin inzwischen auch ausgestiegen und betrachte den kaputten Spiegel. Und dann bin ich perplex, denn ich hätte erwartet, dass er sich entschuldigt. Stattdessen raunzt er mich an: Hättest Du nicht ein wenig näher am Bordstein parken können? Dann wäre das nicht passiert. Du bist zumindest Mitschuld“.
Einen Teil der Schuld dem anderen in die Schuhe schieben
Im ersten Moment denke ich: Ich habe mich wohl verhört. Aber jetzt werde auch ich sauer: „Spinnst du, du hättest aufpassen müssen. Und schon ist eine heftige Diskussion im Gang. Er bleibt dabei - gibt mir einen Teil der Schuld. Am Ende steigt er genervt in sein Auto, ruft mir zu, lass den Schaden schätzen und mach nicht so ein Theater wegen eines kaputten Seitenspiegels. Es wäre ja viel schlimmer, wenn ich einen Schaden an der Fahrertür verursacht hätte.
Die Strategie, sich nicht entschuldigen zu wollen
Und schon ist er weggefahren. Jetzt bin ich richtig wütend, muss erst ein paar Mal durchatmen, bevor ich losfahren kann. Was mich so wütend macht, ist nicht der kaputte Spiegel. Es ist die Strategie, sich nicht entschuldigen zu wollen: Er zeigt mit dem Finger auf mich, lastet mir seinen Fehler an und bagatellisiert dann noch seine Schuld.
Und jetzt ist nicht nur der Seitenspiegel beschädigt, sondern auch unsere Bekanntschaft. Mit dem will ich so schnell nichts mehr zu tun haben.
Aber mache ich es nicht auch manchmal so? Schaue ich nicht auch erstmal, wen ich für meinen Fehler verantwortlich machen kann, bevor ich um Entschuldigung bitte? Leider merke ich immer wieder: Das führt zu nichts oder richtet noch größeren Schaden an.
Es hilft nur, sich von Herzen zu entschuldigen
Mir ist klar geworden, in solchen Situationen bleibt nur ein Weg: Von Herzen um Entschuldigung bitten und alle Vermeidungsstrategien abzulegen. Nur, wo ich weder mit Finger auf andere zeige noch den Schaden bagatellisiere und anderen Schuld in die Schuhe schiebe, gibt es einen Neuanfang. Und ich hoffe, Gottes Liebe gibt mir Kraft und Mut dazu, da wo es nötig ist, von Herzen zu sagen: „Ich bitte um Entschuldigung“.