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Was glaubst du denn?

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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„Was glaubst du denn?“ – wenn mich das jemand mit Bezug auf mein religiöses Bekenntnis fragt, dann könnte ich mit einem Text antworten, der vor ziemlich genau 1700 Jahren aufgeschrieben wurde: dem Glaubensbekenntnis. Im Jahr 325 fand in Nicäa, in der heutigen Türkei, das 1. Ökumenische Konzil statt. Kaiser Konstantin hatte es einberufen, um gemeinsam mit vielen Bischöfen grundsätzliche Fragen des Christentums zu klären.

Jesus als besonderes Geschöpf Gottes

Ein wichtiger Punkt war dabei die Person Jesus Christus. Einige waren damals der Meinung: Jesus ist ein ganz besonderes Geschöpf Gottes, aber er ist nicht Gott. Diese Auffassung haben die Teilnehmer des Konzils von Nicäa abgelehnt und festgeschrieben, was Christinnen und Christen bis heute im Gottesdienst bekennen: „…Jesus Christus [ist], Gottes eingeborene[r]n Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;…“ (Gotteslob Nr. 586,2; Ev. Gesangbuch Nr. 805).

Athanasius von Alexandria

Ein wichtiger Vertreter dieser Überzeugung war Athanasius von Alexandria. Heute ist sein Gedenktag. Er war beim Konzil von Nizäa dabei. Später wurde er selbst Bischof von Alexandrien. Sein weiteres Leben war geprägt vom Kämpfen und Leiden für den Glauben.

Fünfmal musste er in die Verbannung und einmal hat ihn der Kaiser sogar nach Trier verbannt. Nach zahlreichen – auch politisch motivierten – Kämpfen starb er und wurde am 2. Mai 373 in Alexandria beigesetzt.

Das Glaubensbekenntnis wurde bestätigt

Das Glaubensbekenntnis von Nicäa wurde einige Jahre später in Konstantinopel noch etwas erweitert und bestätigt. Seitdem ist es die gemeinsame Basis der meisten christlichen Konfessionen. Wenn ich dieses Glaubensbekenntnis spreche, muss ich immer daran denken, in welch unfassbar langen Tradition gläubiger Menschen ich stehe – das berührt mich.

Und an noch etwas erinnert mich der Gedenktag des heiligen Athanasius heute: Es war noch nie einfach in der Kirche. Schon immer wurde über zentrale Glaubensinhalte diskutiert und zum Teil heftig gestritten. Manchmal spielten auch politische Überlegungen und Machtkalkül eine Rolle.

Wie kann der Glaube weiterentwickelt werden?

Mich als Katholikin bestärkt das: Es ist wichtig, immer wieder darum zu ringen, wie der Glauben weiterentwickelt werden kann. Die Einheit der Kirche soll dabei gewahrt werden oder sogar wieder hergestellt werden. Dazu dienen auch die derzeitigen synodalen Prozesse in meiner katholischen Kirche.   

Und noch etwas wird mir deutlich: Ein Kompromisstext muss nicht schlecht sein. Der Text, den das Konzil von Nizäa festgeschrieben hat, war ein Kompromisstext. Nicht alle Parteien waren glücklich damit, aber sie haben ihn akzeptiert. Es war allen wichtig, eine gemeinsame Lösung zu finden. Und letztendlich trägt dieser Kompromisstext seit 1700 Jahren.

Die Mühe und die vielen Diskussionen haben sich damals also gelohnt. Ich hoffe und bete, wir bekommen das auch in unseren Tagen immer wieder hin: Unseren Glauben und unsere Werte so zu formulieren, dass wir uns einigen können und alle sich dazu bekennen können.

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