Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Bildquelle: Pixabay
Bildquelle: Pixabay

Fachkräfte dringend gesucht

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
Beitrag anhören:

„Fachkräftemangel“ – ehrlich gesagt: Ich kann es schon bald nicht mehr hören! Gestern fand zu diesem Thema aber ein interessanter Abend statt: Der traditionelle Gottesdienst und Empfang der Betriebsseelsorge und der Sozialverbände Kolping und Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) im Bistum Mainz. Anlass war der 1. Mai heute, der Tag der Arbeit. Der Abend stand unter dem Motto „Dringend gesucht… und nicht gefunden.“ Es ging um den Arbeitsmarkt zwischen Fachkräftemangel und Erwerbslosigkeit.

Respekt und Wertäschätzung ist wichtig

Als Betriebsseelsorgerin war ich dabei, als Vertreterinnen und Vertreter ganz unterschiedlicher Gruppen ihre Sicht geschildert haben. Es ging um Fördermöglichkeiten von Langzeitarbeitslosen, um Arbeitsmigration und um die Perspektive junger Leute.

Was deutlich geworden ist, ist eigentlich etwas ziemlich Selbstverständliches: Respekt und Wertschätzung von Menschen sind wichtig. Besonders auch für Menschen, die vielleicht eine Weile nicht gearbeitet haben, die als Geflüchtete zu uns gekommen sind oder die keinen Schulabschluss haben.

Wie gewinnen wir kompetente Menschen?

Wir brauchen in Deutschland kompetente Menschen, die in Handwerksberufen und in der Industrie ganz spezielle Techniken umsetzen. Für ein gutes Leben für alle brauchen wir auch Menschen, die in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen einfühlsam und qualifiziert arbeiten und ihre Fachkompetenz einsetzen. Solche Menschen gewinnen wir nur, wenn wir ihnen mit Offenheit und Empathie begegnen – und das schon von Kindesbeinen an und unabhängig von ihrer Herkunft.

Ich ertappe mich selbst auch oft dabei: Ich schaue auf die Defizite – was alles nicht klappt, was noch besser sein könnte. Wenn ich diese Haltung schon Jugendlichen vorlebe, verlässt einen schlechten Schüler vielleicht der Mut. Dabei sagt sein Wissen über deutsche Gedichte gar nichts über seine Fähigkeit als Anlagenmechaniker.

Und wenn ich bemängele, dass die Ausbildung in anderen Ländern nicht so ist, wie in Deutschland, übersehe ich Menschen, die vielleicht viel mehr Improvisationstalent mitbringen als deutsche Kolleginnen.

Suchen und fördern was geht

Beeindruckend finde ich die Mitarbeitenden in den Jobcentern und die Kolleg:innen der Initiative Arbeit im Bistum Mainz, mit denen ich seit Jahren Kontakt habe. Sie schaffen es immer wieder, nicht nur auf die fehlenden Abschlüsse und beispielsweise gesundheitlichen Einschränkungen der Erwerbslosen zu schauen. Sie suchen und fördern was geht, damit es den Menschen gut geht.

Das ist eine zutiefst christliche Haltung: Nach christlichem Glauben sind alle Menschen gut geschaffen und von Gott mit unterschiedlichen Gaben beschenkt. Jeder Mensch kann diese Talente für andere einsetzen.

Konzentrieren auf das, was gut klappt

Ich nehme den heutigen Tag der Arbeit für mich als Anlass, diese Sichtweise noch mehr einzuüben. Ich will mich auf das konzentrieren, was gut klappt, und auch andere darauf aufmerksam machen.

Ich bin überzeugt davon: Jeder Mensch kann etwas tun, um eine andere Person in ihrer Arbeit zu motivieren. Zum Beispiel der Busfahrerin einen guten Tag wünschen oder sich beim Verkäufer für die Beratung bedanken. Ich bin mir sicher: Motivierte Menschen arbeiten gerne und machen anderen Lust, auch motiviert zu arbeiten. Und das ist ein erster, wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren