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Freiheit und Verantwortung der Medien

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Es gibt einen Slogan im Journalismus, der lautet „Only bad news are good news“ – Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Gemeint ist: Für Zeitungsverlage und Nachrichtenverkäufer sind negative Schlagzeilen über Katastrophen und Skandale gut, denn diese Nachrichten verkaufen sich besser. Viele Menschen reagieren emotional auf schlechte Nachrichten, wollen mehr darüber erfahren und kaufen dann die Zeitung.

Welltag der Pressefreiheit

Heute am Welttag der Pressefreiheit möchte ich ein dickes Fragezeichen hinter diesen Slogan machen. Ich frage mich, ob das wirklich so sein muss: Muss die Schlagzeile immer skandalisieren und katastrophale Zustände beschreiben?

In den letzten Monaten gibt es wirklich genug Kriegs- und Krisenmeldungen, an denen nichts schönzureden ist. Das macht mich einerseits traurig und wütend, andererseits finde ich es auch richtig gut, dass es Journalistinnen und Journalisten immer wieder gelingt, aus Ländern und von Missständen zu berichten, von denen ich sonst vermutlich gar nichts wüsste. Und nur, wenn ich davon weiß, kann ich versuchen, etwas dagegen zu tun.

Ich fordere: Mehr Verantwortung

In anderen Fällen denke ich mir manchmal: Die Medienschaffenden könnten noch mehr ihrer Verantwortung gerecht werden, indem sie eben nicht Öl ins Feuer der Dauerempörung gießen. Nicht jeder Fehler eines Politikers ist ein Skandal und nicht jede Unannehmlichkeit im Alltag eine Katastrophe.

Ich bin überzeugt davon: Die Pressefreiheit ist eine ganz wichtige Grundlage unserer Demokratie und wir müssen sie unbedingt schützen. Und gleichzeitig denke ich: Auch gute Nachrichten sind wichtig! Sie tragen dazu bei, konstruktive Lösungen zu unterstützen und die Atmosphäre im Land positiv zu prägen.

Ich wünsche daher am Tag der Pressefreiheit allen Medienschaffenden gute Ideen und Mut für ihre tägliche Arbeit!

Schutzpatrone der Journalistinnen und Journalisten

In katholischer Tradition hat jeder Beruf auch einen Schutzpatron. Die Journalistinnen und Journalisten haben sogar zwei: Der Heilige Franz von Sales war dafür bekannt, dass er bei aller Schärfe inhaltlicher Argumente seine Diskussionspartner nicht persönlich angegriffen oder diffamiert hat. Der zweite Patron ist der Heilige Maximilian Kolbe. Er starb im KZ für seine Überzeugung als Christ.

Ich bete darum, dass die beiden Schutzpatrone Journalistinnen und Journalisten schützen, wenn sie ihrem Beruf nachgehen, besonders in den Krisenregionen. Und Franz von Sales und Maxiliman Kolbe können ihnen und allen, die sich in den Medien zu Wort melden, als Vorbilder dienen: Sie können ermutigen, für die Wahrheit einzustehen, auch wenn es unbequem wird. Und sie können davor warnen, sich vor irgendeinen populistischen oder gewinnorientierten Karren spannen zu lassen. 

Gute Nachrichten sind auch wichtig

In meinen Augen sind gute Nachrichten nicht weniger wichtig oder wertvoll als schlechte. Die guten Nachrichten stärken die Zuversicht der Menschen und tragen so dazu bei, die Demokratie stabil zu halten. Wirklich schlechte Nachrichten gibt es dann immer noch genug: Zurzeit sind weltweit über 550 Journalistinnen oder Journalisten in Haft und 2025 wurden bereits 10 getötet. Deswegen bete ich heute besonders für alle Mitarbeitenden in den Medien - und dafür, dass sie frei und unabhängig berichten können, in Deutschland und überall auf der Welt.

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