
Es gibt eine Alternative
Der Tag nach Ostern ist für mich zwiespältig. Gerade haben wir noch mit der Familie gefeiert. Alle waren fröhlich, ausgelassen, festliches Essen und viele Gespräche. Und nun, am Tag danach, scheint alles wieder schrecklich normal. Als Kind mochte ich diesen Tag überhaupt nicht. Gerade weil die Stimmung zum Fest so fröhlich war und österlich: also geprägt von der Lust auf Neuanfang. Im Kontrast erscheint mir der Tag heute dagegen ernüchternd. Alles verläuft sich und ich sorge mich: War Ostern nur eine Episode ohne Folgen?
Aufgeregtes Durcheinander auch am ersten Osterfest
In der Erzählung vom ersten Osterfest im Neuen Testament war die Situation ähnlich. Der Evangelist Matthäus erzählt, wie nach der Botschaft von der Auferstehung Christi alle aufgeregt durcheinanderliefen: Maria erfährt zuerst: Das Grab ist leer. Sie rennt zu den Jüngern und erzählt; die Jünger rennen weiter, informieren die anderen; Wächter rennen in die Stadt und berichten der Obrigkeit. Sogar die Engel vor dem leeren Grab feuern die Frauen an: Schnell soll es gehen und nicht so schlafmützig. Alles ist in Aufruhr. Auch wenn die meisten nicht wissen, wo sie hinsollen. Es ist eine spezielle Aufgeregtheit, ohne Ziel, ohne Plan.
Was folgt aus Angst und Unverständnis?
Der Bibeltext erklärt das so: Es ist eine eigentümliche Mischung aus Angst und Unverständnis. Jesus war tot, dann ist er auferstanden. Jetzt ist der fort. Die Jünger schweben im Ungewissen, alles ist auf der Kippe, die Lage unsicher. Ein Teil der Jünger verlässt Jerusalem, bricht auf – egal wohin. Andere gehen wieder nachhause, ziehen sich zurück.
Ein typisches Verhaltensmuster: Angst und Aufgeregtheit führen entweder zum Aktionismus oder zur lähmenden Lethargie. Die einen rennen los, andere verkriechen sich und wirken wie gelähmt. Wie ist es mit mir: Lege ich meine Hände in den Schoß und gebe der Verzweiflung nach? Oder stürze ich mich in die Hektik der Termine, um nicht nachdenken zu müssen?
Sorgen auch an diesem Osterfest
Ostern fällt auch in diesem Jahr in eine Zeit, die zwischen Angst und Aufgeregtheit pendelt. Um die Probleme zu vergessen, ziehen sich viel ins Privatleben zurück, widmen sich schönen Dingen. Andere malen pessimistische Szenarien, ergehen sich in Debatten und Schuldvorwürfen.
Wie ich reagiere? Bei dieser Entscheidung kann tatsächlich das Osterereignis eine Rolle spielen. Der Aufbruch liegt in der Mitte: keine lähmende Lethargie und auch kein inflationärer Aktivismus. Wenn die Botschaft von der Auferstehung eine Bedeutung hat, dann ist der Tag nach Ostern nicht das Ende, sondern der Anfang zu etwas Besserem. Wenn der Tod als Schreckensszenario besiegt ist, kann ich zuversichtlich mein Leben in die Hand nehmen. Ich lasse mich nicht mehr schrecken, nicht von Putin, nicht von Trump, von niemandem. Jetzt lähmt mich keine Angst mehr. Nach Ostern bekommt die Hoffnung wieder Kraft und das Leben ein Ziel.