
800 Jahre Thomas von Aquin
Dieses Jahr ist geprägt von vielen wichtigen Jubiläen und auch dem Heiligen Jahr, zu dem Papst Franziskus eingeladen hat. Daneben aber darf aus meiner Sicht ein Jubiläum nicht vergessen werden: Der große Theologe, der Heilige Thomas von Aquin, wurde vor genau 800 Jahren, im Jahr 1225, geboren.
Ganz im Zeichen der Theologie
Als jüngstes Kind einer Adelsfamilie in Mittelitalien war Thomas schon früh für ein geistliches Amt vorgesehen. So wurde er nach Monte Cassino zu den Benediktinern geschickt. Doch er selbst entschied sich dafür, in einen neu gegründeten Bettelorden einzutreten. Gegen den Willen seiner Familie wurde er Dominikaner. Sein frommes Leben widmete Thomas fast ausschließlich der Theologie als Magister und Autor vieler einflussreicher Werke, wie seiner Summa Theologiae. Er wirkte unter anderem in Paris und Köln. Sein ganzes Bestreben lag darin, Theologie als Wissenschaft zu stärken und begrifflich zu ordnen. Dabei setzte er auf die Synthese von Glauben und Vernunft, von antiker Philosophie und christlicher Dogmatik. Er prägte die wissenschaftliche Bewegung der Scholastik und brachte sie zu ihrer vollen Blüte.
Bis heute aktuell
Thomas‘ Denken prägt die Theologie bis heute. Seine Gedanken zum Naturrecht formten Ethik, Rechtswissenschaft und Völkerrecht und auch die Lehre vom gerechten Krieg. Seine Lehre über die Eucharistie und die Trinität veränderten das katholische Denken grundlegend. Kurz: Thomas von Aquin hat ein epochales Gesamtwerk vorgelegt.
Der erste Dominostein
Am bekanntesten sind sicher seine fünf Wege zur Gotteserkenntnis, die später als kosmologische Gottesbeweise bezeichnet wurden. Natürlich waren auch diese von der antiken Philosophie geprägt. Sie gehen von der Beobachtung der Welt aus und ziehen Rückschlüsse auf die Existenz Gottes: Die Welt – so sagt Thomas - ist in ständiger Bewegung. Alles, was sich bewegt, setzt einen Beweger voraus und am Anfang muss also schließlich ein unbewegter Beweger stehen. Diesen nennen wir Gott.
Thomas war sich bewusst, ein Beweis im eigentlichen Sinne ist das nicht. Der Mensch aber ist in der Lage, sich allein durch seine Vernunft Gott anzunähern. Wie gesagt: Glaube und Vernunft sind keine Gegensätze bei Thomas, sondern ergänzen sich und schwingen sich miteinander auf, das volle menschliche Potential zu verwirklichen.
Die letzte Erkenntnis
Trotz aller geistigen Höchstleistungen hat Thomas gegen Ende seines Lebens statt einer absoluten Erkenntnis vielmehr eine spirituelle Erfahrung Gottes gemacht, die er als prägend erlebt. Mit Blick auf sein Gesamtwerk formuliert er nach einer Heiligen Messe: „Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe!“
Am Ende wäre Thomas als lediglich kühler, ordnender theologischer Denker eben missverstanden. Ursprung seines Denkens und seiner Theologie war eine tiefe Spiritualität und Gottesbeziehung. Sein Leben und Werk bleiben ein entscheidender Bezugspunkt für die Theologie auch heute. Sein 800 Geburtstag ist ein gegebener Anlass, sich von Thomas von Aquin neu inspirieren zu lassen.