
Judas im April?
Heute, am ersten April, sollten Sie sich unbedingt in Acht nehmen. Denn es ist der Tag, an dem wir gerne zum Narren gehalten werden – durch absurde Geschichten, durch Streiche oder sonstige Späße. Der erste April ist jedenfalls ein Tag zum Reinfallen. Also passen Sie unbedingt auf und gehen Sie nicht gleich jeder verrückten Meldung auf den Leim.
Hinters Licht geführt
Manche Aprilscherze waren in der Vergangenheit so glaubwürdig und erfolgreich, dass gleich tausende Menschen darauf reingefallen sind: Z. B. als der WDR über Radio verkündete, dass jeder, der in der Fastenzeit 38 Gottesdienste im Erzbistum Köln besuchen würde, sich für eine Weihnachtslotterie qualifiziert, die bis zu 50.000 Euro Gewinn versprach. Selten gab es so einen Ansturm auf die Bistums-Homepage.
Aber wieso ist der heutige Tag eigentlich so geeignet, um uns hinters Licht zu führen? Und seit wann schicken wir uns eigentlich in den April? Nun, so ganz klar ist das gar nicht mehr zu rekonstruieren. Höchstwahrscheinlich zählten schon in der Antike bestimmte Daten als Unglückstage, so wie Freitag der 13. oder eben der 1. April. Aber es gibt neben den ganz unterschiedlichen Theorien auch eine, die gerade aus theologischer Sicht spannend ist:
Umstrittene Persönlichkeit
Manchen Überlieferungen zufolge ist der 1. April der Todes- oder Sterbetag von Judas Iskariot. Also dem Jünger, der Jesus verriet und auslieferte. Gerade Judas war und ist im Kontext christlicher Überlieferung für viele Menschen eine faszinierende und zugleich tragische Figur. Welche Rolle spielte er im Heilswirken Jesu, wie notwendig war seine Rolle und wie frei war er? War er von Gott verworfen oder zeigte er doch eine solche Reue, dass er innerlich die Versöhnung mit Gott wollte? Nicht zuletzt wegen dieser Fragen ranken sich gerade um Judas Iskariot unzählige Theorien und Legenden, die die Fantasie vieler Generationen angeregt haben.
Sie dachten, diese Geschichte ist wahr?
Ob wir tatsächlich die Tradition des 1. Aprils dem Judas Iskariot anheften sollten oder ob hier nicht Ursache und Wirkung vertauscht werden, also ein bestehender antiker Unglückstag nicht gerade recht kam, um dem unglückseligen Verräter zu gedenken, muss offen bleiben. Jedenfalls muss der 1. April nicht unbedingt ein Tag der Lüge sein. Denn es gibt auch klassische Aprilscherze, die ohne jede Lüge auskommen, wie etwa die sehr ernst zu nehmende Warnung vor Dihydrogenmonoxid. Dieser Gefahrstoff wirkt in größeren Mengen tödlich, aber auch schon, wenn man ihn einatmet oder sich ihm länger aussetzt. Dihydrogenmonoxid ist in Kernkraftwerken unerlässlich, findet sich aber mittlerweile leider auch in geschlossenen Räumen. Je nach Wetterlage erreicht die Dihydrogenmonoxid-Konzentration in der Luft besorgniserregende Höhen. Ein anderes Wort ist H2O bzw. Wasser. Also alles ganz harmlos. Ein Aprilscherz funktioniert also auch, ohne etwas Falsches zu sagen.
Ich wünsche Ihnen heute jedenfalls ganz viele Momente des Lachens, der gemeinsamen Freude und auch einen wachen Blick für den Unterschied von Fakten und Fiktion!