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Neuer Mut beim Kirchencafé
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Neuer Mut beim Kirchencafé

Claudia Biester
Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg
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Nach den Gottesdiensten komme ich öfters mit einer kleinen Gruppe von Menschen ins Gespräch. Kirchencafé nennt man so etwas. Es gibt eine Tasse Kaffee und man hat einfach ein bisschen Gelegenheit, sich zu unterhalten.

Besorgter Grundton beim Gespräch 

Ganz schnell sind wir bei der Politik. Den Nachrichten aus den Krisengebieten unserer Welt. Der Grundton ist besorgt. Einige äußern Ängste, dass unsere Demokratie verletzlicher ist, als wir dachten. Befürchtungen und Unsicherheiten  kommen zur Sprache und dass es einfache Lösungen nicht gibt.

Mit Respekt und Ruhe sprechen

Ich finde es gut, dass wir so reden. Vielleicht kann so ein Gespräch, in dem man Argumente und andere Erfahrungen hört, nachdenklich machen. Eine andere Sicht auf die Dinge kann entstehen. Das nimmt nicht alle Sorgen gleich weg. Es ist oft ein weiter Weg, bis man Befürchtungen loswerden kann. Doch miteinander mit Respekt und Ruhe reden, hilft nach meine Erfahrung.

Jesus kam oft mit Menschen ins Gespräch, auch mit dem Mann Bartimäus

Wenn ich auf die Geschichten von Jesus schaue, geht es oft um Situationen, in denen er mit den Leuten ins Gespräch kommt. Jesus will hören, was sie von der Welt denken, was ihnen wichtig ist. Da ist zum Beispiel die Geschichte von Bartimäus (Markus 10,46-52), einem blinden Mann, einem Bettler. Jesus spricht ihn an, fragt ihn: Was willst Du, dass ich Dir tue? Bartimäus antwortet: Ich will sehen können. Dann wird von dem Wunder erzählt, dass Jesus Bartimäus die Augen öffnet. Bartimäus sieht auf einmal die Welt, wie sie ist. Und Bartimäus lobt Gott. Solche Wundergeschichten und Heilungen lassen viele Fragen offen, wie das wohl war genau und wie das genau ging. Doch klar ist für mich die Botschaft: Es lohnt sich, die Augen offen zu halten, die Welt wahrzunehmen, auch wenn sie Sorgen macht. Wenn ich nicht allein bin und im Austausch mit anderen, fällt mir das leichter.  

Viel mehr als eine Tasse Kaffee: Zuversicht

Es ist eine Kleinigkeit, ein solches Kirchencafé, in dem wir uns treffen. Doch es wirkt, das merke ich. Eine Tasse Kaffee, ein bisschen Zeit, ein paar Worte. Ganz normale Leute, die sich äußern, die von einander hören. Was denkst Du? Das denke ich. Wir tauschen uns aus. Manchmal sehen wir danach die Welt anders und neu. Und ich erfahre auch. Diese Einschätzung ist oft zuversichtlicher als vorher. Manchmal hoffe ich: Diese Sicht ist vielleicht sogar realistischer als die Sicht, die eher schwarz sieht. Natürlich ist so ein Kirchencafé nur ein Beispiel für einen Ort, an dem man miteinander ins Gespräch kommen kann, einfach so. Es gibt an anderen Orten andere, und wo es sie nicht gibt, lohnt es sich, sie zu schaffen.  

 

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